Handy-Spur führte zu Mircos Mörder 09.04.2014 | 00:17 Uhr
Essen. Bringt die Speicherung von Verbindungsdaten von Telefon und Internet mehr Sicherheit? Nein, sagt der frühere Datenschutzbeauftragte Peter Schaar. Ja, sagen Polizisten an Rhein und Ruhr – und verweisen auf aufgeklärte Morde.
Duisburg. 17. Juli 2009: Wilhelmine P. hat einem jungen Litauer über Monate immer wieder Geld geschenkt. Doch dann ertappt die 79-jährige Rentnerin den Mann, wie er sich ungefragt Bares aus ihrer Wohnung nimmt. Da greift er zu einem Gürtel, erwürgt sie und setzt sich ab. Duisburgs Kripo holt sich beim Telefonanbieter der alten Frau alle Nummern, mit denen Wilhelmine P. zuletzt telefoniert hat. Tomasz L. hat häufig angerufen. Als die Kripo DNA der Ermordeten unter seinen Fingernägeln findet, gesteht er den Mord.
Grefrath. Am 3. September 2010: Der zehnjährige Mirco verschwindet auf dem Weg nach Hause. Über 1000 Polizisten suchen ihn, haben zunächst aber keine heiße Spur. Mircos verzweifelte Eltern wenden sich an „XY-ungelöst“: „Gebt uns unser Kind.“ So erhält die Kripo einen Hinweis auf einen dunklen VW Passat, der in der Nähe des Entführungsortes aufgefallen war. Chef-Fahnder Ingo Thiel lässt 1000 dunkle Passats der Gegend ermitteln – und fragt zeitgleich bei der Telekom 240 000 Handydaten der Funkmasten nahe der letzten Route des Jungen ab. 133 Tage später kann die Mordkommission eine eingeloggte Handy-Nummer mit dem Handy eines der Passat-Fahrer in Übereinstimmung bringen. Der Mann räumt Missbrauch und Mord ein und führt die Kripo zur Leiche von Mirco.
Hünxe. Sommer 2008: Passanten finden eine halb verweste Leiche in Plastik gewickelt. Die Polizei ruft beim Telefonanbieter des Toten, der als ukrainischer Autohändler identifiziert wurde, letzte Verbindungsdaten ab. Sie führen in Krefelds Drogenszene. Dort wird ein 27-Jähriger als Täter ermittelt.
Bonn. Februar 2011: In dreiwöchigem Abstand werden ein 42-jähriger Matratzenverkäufer und ein 49-jähriger Geschäftsmann erschossen. Der Täter legt die Leiche an einer Talsperre in Belgien ab – und tappt in die Falle. In Belgien gilt zu diesem Zeitpunkt, anders als in Deutschland, dass die Polizei eingeloggte Handy-Daten aus der Nähe des Leichenfund-Ortes von Anbietern erhält. Die Bonner Kripo überführt so einen 57-Jährigen.
Köln. Der frühere Oberstaatsanwalt Egbert Bülles nennt das Handy inzwischen die „Tatwaffe Nummer 1“. Dies gelte nicht nur für die Enkeltricks, mit denen junge Bandenmitglieder alte Leute am Telefon hereinlegten und abkassierten. „„Wir haben oft überregionale Einbrecher- und Betrügerbanden per Bewegungsbild überführen können.“ In der Vergangenheit.