POL-DO: Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Dortmund und des Polizeipräsidiums Dortmund
Dortmund (ots)
Lfd-Nr.: 1245 Über 8000 Tage nach einem Raubmord in Bergkamen-Oberaden suchen Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund in einem "Cold Case" aus dem Jahr 1998 nach dem Täter. Das Verbrechen liegt nun schon über 20 Jahre zurück - und doch haben die Ermittler noch Hoffnung, den oder die Täter nun endlich finden zu können. Das Mordopfer Anne Saußen war verwitwet und lebte alleine in Bergkamen-Oberaden. Sie wohnte in der Straße Am Boirenbusch 15 im ersten Obergeschoss. Der Überfall auf sie ereignete sich in der Nacht zum 24. März 1998. Der oder die Täter knebelten Anne Saußen und durchsuchten ihre Wohnung. Das Opfer erstickte und wurde erst am nächsten Morgen tot aufgefunden. Anne Saußen wurde 84 Jahre alt. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft rollt die Polizei Dortmund diesen Altfall jetzt 22 Jahre nach der Tat wieder auf und setzt dabei auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Auswertung von DNA-Spuren, appelliert aber auch an mögliche Zeugen. "Wir vermuten, dass es dem Täter damals um Geld und andere Wertgegenstände ging", sagt die zuständige Staatsanwältin Sandra Lücke. "Es spricht einiges dafür, dass der oder die Täter sich das Opfer gezielt ausgesucht haben. Wir hoffen durch den erneuten Aufruf in der Öffentlichkeit auf eine heiße Spur in diesem "Cold Case". Der oder die Täter waren damals mit Hilfe einer Ausziehleiter über das Badezimmerfenster in die Wohnung des Opfers im ersten Obergeschoss eingestiegen. Ermittlungen lassen die Vermutung zu, dass die Leiter aus einem Diebstahl in einer Filiale der ehemaligen Baumarktkette "Götzen" in Hamm stammt. Durch die Spurensicherung am Tatort konnte unmittelbar nach der Tat DNA-Material gesichert werden. Jetzt, im Jahr 2020 und über 8000 Tage nach der Tat, verfügen die Ermittler über neue Untersuchungsmethoden, durch die DNA-recherchefähiges Material extrahiert werden kann. Eine mögliche Identifizierung des oder der Täter ist zumindest nicht auszuschließen. Aber die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei gehen noch weiter: "Wir wissen von vielen ähnlich gelagerten Fällen, dass Täter, Tatbeteiligte oder Mitwisser die seelische Last einer solchen Tat oft lange mit sich herumtragen", sagt der Leiter der Mordkommission "Saußen", Gregor Schmidt: "Deshalb gilt unser Aufruf insbesondere den Personen, die etwas über diesen Fall wissen, uns aber bisher noch nichts dazu gesagt haben. Und auch der Täter könnte jetzt nach über zwei Jahrzehnten des Schweigens endlich sein Gewissen erleichtern." Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen, hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgelobt. Mord verjährt nie. Deshalb hat das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen eine hohe Anzahl ungeklärter Mordfälle in eine "Cold Cases"-Datenbank aufgenommen und arbeitet diese systematisch ab. Auch der Fall Saußen ist einer dieser "Cold Cases". Profiler der OFA (Operative Fallanalyse) beim LKA NRW recherchieren beispielsweise mögliche Tatzusammenhänge, rekonstruieren Tatabläufe und leiten Motive her. Die Altfälle reichen bis in die 70er-Jahre zurück. "Wir hoffen aufgrund der neuen Ermittlungen auch in diesem Fall auf eine Aufklärung", sagen Staatsanwältin Sandra Lücke und MK-Leiter Gregor Schmidt - mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Raubmord an Anne Saußen. Personen, die sachdienliche Hinweise zum Raubmord an Anne Saußen geben können, können sich bei der Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter der Telefonnummer 0231/132-7441 melden. Sie können uns auch per E-Mail kontaktieren: kwache.dortmund@polizei.nrw.de. Zuständige Staatsanwältin ist Sandra Lücke, Staatsanwaltschaft Dortmund (0231-926-26123).
„Aktenzeichen XY“ (ZDF): Zwei Morde in Dortmund Mittwoch im TV – neue Hinweise gesucht Der zweite Fall bei „Aktenzeichen XY“ (ZDF) aus Dortmund ist dagegen schon ein wenig länger her. Am 24. März 1998 wurde Anne Saußen (†84) ermordet. Die Rentnerin lebte zu diesem Zeitpunkt ein bescheidenes Leben. Allerdings hatte sie eine stattliche Bargeldsumme in ihrer kleinen Wohnung deponiert. Offenbar haben Kriminelle genau das herausgefunden.
Im Schlaf überrascht Raubmord an 84-Jähriger (XY-Sendung vom 13. Oktober 2021) Die 84-jährige Anna Saußen wird 1998 in ihrer eigenen Wohnung überfallen. Sie überlebt die Tat nicht. Seit 23 Jahren ist die Polizei auf der Suche nach den Tätern – und hat jetzt neue Erkenntnisse.
Anna Saußen, 84 Jahre alt, lebt 1998 ein bescheidenes Leben in Bergkamen-Oberaden bei Unna. Was nur wenige Menschen wissen: Die Witwe, die im Bekanntenkreis überwiegend Anne genannt wird, hat eine stattliche Geldsumme in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung deponiert: mehrere 10.000 D-Mark. Die Polizei vermutet: Irgendwie haben Kriminelle von diesem Bargeld erfahren – und wollten es mit allen Mitteln rauben.
Seltsame Vorkommnisse Anna Saußen wohnt im ersten Stock eines Vier-Parteien-Hauses. Am 17. März 1998 wird aus dem Hausflur der Schlüsselbund einer Nachbarin gestohlen. Die Frau hat ihren Schlüssel einen Moment außen an ihrer Wohnungstür im Erdgeschoss stecken lassen. Als sie wenig später zurückkehrt, ist er verschwunden.
Drei Tage später, am 20. März 1998, wird die Telefonanlage im Keller des Hauses mutwillig zerstört. Es gibt keine Aufbruchspuren an der Haustür. Der oder die Täter haben sich vermutlich mit dem zuvor gestohlenen Schlüsselbund Zutritt zum Haus verschafft. Anschließend – so mutmaßt die Polizei – haben die Unbekannten bei Anna Saußen geklingelt. Doch die alte Dame ist sehr vorsichtig, öffnet nur wenigen vertrauten Menschen die Tür.
Mit Leiter ins Obergeschoss In der Nacht zum 24. März 1998 wird erneut die Telefonanlage des Hauses zerstört. Vermutlich benutzen der oder die Täter wieder den gestohlenen Schlüssel, um ins Haus zu kommen. Anschließend verschaffen sich mindestens zwei Täter Zutritt zur Wohnung von Anna Saußen im ersten Obergeschoss. Dabei verwenden sie eine Ausziehleiter, die sie an die rückwärtige Seite des Hauses stellen. Über ein offenes Badfenster klettern sie in Anna Saußens Wohnung.
Die Täter überraschen Anna Saußen im Schlaf. Sie fesseln und knebeln ihr Opfer und durchsuchen dann die Wohnung. Offensichtlich werden sie fündig. Die Polizei entdeckt später am Tatort nur noch etwa 1.000 Mark im Portmonee der alten Dame. Dann flüchten die Unbekannten wieder über die Leiter.
Qualvoller Tod Anna Saußen lassen sie hilflos zurück. Die 84-Jährige stirbt in dieser Nacht qualvoll. Sie erstickt aufgrund der Fesselung. Die Polizei kann am Tatort Spuren sichern. Doch diese führen nicht zu den Tätern.
2021 wird der Fall neu aufgerollt – und tatsächlich gibt es neue Ansatzpunkte. Ein Zeuge aus der Nachbarschaft von Anna Saußen meldet sich. Er glaubt: Die Täter haben damals seine Leiter verwendet, eine dreiteilige ausziehbare Anlegeleiter aus Alu. Jedes Teilstück hat eine Länge von 240 cm. Und: Dank neuester Technik können jetzt die gefundenen DNA-Spuren neu ausgewertet werden. Kann das Verbrechen 23 Jahre nach dem Tod von Anna Saußen geklärt werden?
Die Leiter wurde nur wenige hundert Meter entfernt vom Tatort gestohlen.
Fragen nach Zeugen
Wer hat in der Nacht zum 24. März 1998 gesehen, wie zwei Personen eine Ausziehleiter getragen haben? Wer hat generell in dieser Nacht in Bergkamen-Oberaden eine Beobachtung gemacht, die mit der Tat in Verbindung stehen könnte? Wer verfügte 1998 plötzlich über größere Bargeldmengen? Eine Spur bei den Ermittlungen führt zu zwei Übergangs-Wohnheimen in Bergkamen-Oberaden, Königlandwehr 41. Dort lebten Leute, die kurzfristig wohnungslos waren. Heute gibt es diese zwei Übergangs-Wohnheime nicht mehr. Wer hat 1998 dort gelebt oder weiß, wer regelmäßig ein- und ausging? Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, ist eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Zuständig: Kripo Dortmund, Telefon 0231 / 132 79 99 (ab 14. Oktober: 0231 / 13 20)
Rätsel um den Mord an Anne Saußen Bergkamens bekanntester Cold Case
Johannes Brüne Redakteur 09.01.2024 17:00 Uhr Teilen
Der Mord an der Oberadenerin Anne Saußen ist seit fast 26 Jahren unaufgeklärt. Vor einiger Zeit tauchten neue Spuren auf, doch die Ermittlungen sind schwierig.