Neukölln: Arabische Großhochzeiten stellen Corona-Kontaktnachverfolgung auf die Probe
Von Szilvia Akbar 16. Oktober 2020 Aktualisiert: 16. Oktober 2020 12:00
In Berlin werden Großhochzeiten zu Superspreader-Events. Dort ist die Nachverfolgung der Kontakte besonders schwer. Vier Bezirke Berlins wurden schon zu Risikogebieten erklärt. Bei härteren Maßnahmen würden die übrigen acht die Konsequenzen tragen müssen.
Berlin-Neukölln ist Deutschlands aktuell kritischster Corona-Hotspot. Wie „Focus“ berichtet, haben dazu türkische und arabische Großhochzeiten sowie die feiernde Jugend erheblich beigetragen.
Nach Angaben von Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel waren es fünf Großhochzeiten, „die stattgefunden haben und jetzt den Bezirken in Gänze zu schaffen machen“. Wobei das Problem nicht allein die Ausbreitung von SARS-CoV-2 darstellt, sondern auch die Nachverfolgung der Kontakte.
Hikel geht davon aus, dass pro Person 20 bis 40 Kontakte zu ermitteln seien. Bei einer Veranstaltung mit 40 Infizierten „sind es bis zu 1600 Kontakte, die da mit dranhängen. Das ist eine unheimlich große Zahl“, so der Bezirksbürgermeister. 70 Prozent der Infektionen lassen sich nicht zurückverfolgen
Dr. Nicolai Savaskan, Amtsarzt in Berlin-Neukölln, sieht die Schwierigkeiten ebenfalls bei der Kontaktverfolgung. In etwa 70 Prozent der Infektionen ließen sich die Kontakte nicht mehr zurückverfolgen, sagt Savaskan. „Was wir jetzt schon in Neukölln erleben, sind nur die Vorboten von dem, was wir wahrscheinlich in allen Metropolen des Landes erleben werden. Neukölln ist der Sensor für das ganze Land“, sagte er im Interview mit dem „Tagesspiegel“.
Anfang Oktober wurde von einer Großhochzeit mit 350 Gästen berichtet – 48 wurden positiv getestet.
Ein Teilnehmer sagte gegenüber der „Bild“: „Man begrüßte sich mit Küsschen. Keiner trug Masken. Keiner hat uns gesagt, dass wir Abstand halten oder einen Mundschutz tragen sollen. Im Saal waren viel zu wenige Fenster, die offen waren.“ Durch diese Hochzeitfeier standen über 30 Haushalte unter Quarantäne.
Gesundheitsstadtrat Falko Liecke sagte am 6. Oktober zu besagter Großhochzeit in Berlin-Neukölln: „Wir sind hier noch mitten bei der Ermittlung aller Gäste und haben noch nicht alle erreicht.“ Solche Feiern stellten die Gesundheitsämter vor große Probleme. „Ich ärgere mich massiv, dass die Zahlen immer weiter hochgehen und dass dies die Leute nicht interessiert“, so Liecke.
Es gebe auch andere Fälle, wo sich Gäste auf Hochzeitsfeiern angesteckt hätten, etwa in Bielefeld oder Hamm. Amtsarzt Dr. Savaskan sieht aber den Hauptgrund für die derzeit hohe Infektionszahlen in Berlin-Neukölln nicht in diesen Veranstaltungen. „Es gab diese Hochzeiten und die Ausbrüche in Bars, auch die haben zu den steigenden Zahlen beigetragen. Das waren aber relativ einfach handelbare Fälle für uns, weil wir sie eindämmen konnten, in dem Moment, in dem wir sie detektiert hatten“, sagt der Arzt.
Savaskan vertritt die Meinung, dass die Maßnahmen, „das Einführen einer Sperrstunde oder die Verkleinerung von privaten Treffen“, aus infektiologischer Sicht „richtig waren“. Allerdings seien sie zu spät gekommen, die Entscheidungen hätten auf politischer und gesellschaftlicher Ebene nicht mit der Infektionslage Schritt gehalten.
Vier Bezirke sind Risikogebiete – Alle müssen die Konsequenzen teilen
Der Bezirk Neukölln verfügt über einen Ausländeranteil von beinahe 26 Prozent (Stand: Dezember 2019), daher sind große Feiern, Veranstaltungen und Zusammenkünfte privater Natur häufig. Es liegt nahe, die Gründe dafür zu suchen, warum in manchen Bezirken die Anzahl der positiven Tests hoch sind und in manchen nicht.
Gesundheitsstadtrat Falko Liecke sagte am 6. Oktober zu besagter Großhochzeit in Berlin-Neukölln: „Wir sind hier noch mitten bei der Ermittlung aller Gäste und haben noch nicht alle erreicht.“ Solche Feiern stellten die Gesundheitsämter vor große Probleme. „Ich ärgere mich massiv, dass die Zahlen immer weiter hochgehen und dass dies die Leute nicht interessiert“, so Liecke.
Vier Bezirke sind Risikogebiete – Alle müssen die Konsequenzen teilen
Der Bezirk Neukölln verfügt über einen Ausländeranteil von beinahe 26 Prozent (Stand: Dezember 2019), daher sind große Feiern, Veranstaltungen und Zusammenkünfte privater Natur häufig. Es liegt nahe, die Gründe dafür zu suchen, warum in manchen Bezirken die Anzahl der positiven Tests hoch sind und in manchen nicht.
Serap Güler, Staatssekretärin für Integration in Nordrhein-Westfalen, warnte vor einer Verallgemeinerung im Zusammenhang mit türkisch-arabischen Großhochzeiten.
„Ich sage ganz deutlich: Es ist kein ausschließliches Migrantenproblem“, sagte die CDU-Politikerin gegenüber „Focus“. „Dass wir so einen milden Pandemieverlauf haben, führt nicht nur in der Migranten-Community dazu, dass man die Situation nicht mehr so ernst nimmt. Schauen Sie sich die Partyszene in Berlin oder Hamburg an“, so Güler zu „RTL“/„ntv“.
In Berlin sind mittlerweile vier Bezirke als Risikogebiet eingestuft – acht bleiben übrig. Auffällig ist, dass die Risikobezirke alle im Westen der Hauptstadt liegen. Wenn die Stadt strengere Regeln für ganz Berlin entscheiden würde, beträfe dies die zwei Millionen Berliner, die im östlichen Teil leben, daher besonders hart.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
ZitatEin Teilnehmer sagte gegenüber der „Bild“: „Man begrüßte sich mit Küsschen. Keiner trug Masken. Keiner hat uns gesagt, dass wir Abstand halten oder einen Mundschutz tragen sollen. Im Saal waren viel zu wenige Fenster, die offen waren.“ Durch diese Hochzeitfeier standen über 30 Haushalte unter Quarantäne.
Seltsam, dass dieser Teilnehmer noch nichts von Corona und Covid-19 AHA-Regeln gehört hat, aber von offenen Fenstern?
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