Clan-Insider mit neuen Details zum Mord „Der Vertreter der anderen Seite hat nur gesagt: ‚Nidal muss sterben‘“
B.Z./dpa 17. September 2020 07:33 Aktualisiert 08:55 Bereich: Neukölln
Der spektakuläre Mord an dem Clan-Kriminellen Nidal R. vor zwei Jahren soll laut einem Insider ein Racheakt für eine Ehrverletzung in der Clanszene gewesen sein.
Nidal R. soll daher auch nicht zufällig mitten am Tag in der Öffentlichkeit erschossen worden sein. Das schreibt der Aussteiger Khalil O. mit Hilfe der Journalistin Christine Kensche in einem gerade erschienenen Buch „Auf der Straße gilt unser Gesetz“ über sein Leben im Clan und seinen Ausstieg aus der Kriminalität.
Khalil O. berichtet, eigentlich sei es im Konflikt zwischen Nidal R. und seinen Leuten und einer anderen Familie um Drogengeschäfte und die Reviere an den U-Bahnhöfen in Neukölln gegangen. Zur Eskalation habe ein „krasser Fehler“ geführt, so erzähle man es sich in der Community.
Nidal R. habe als Gast auf einer Hochzeit einen älteren Mann vor dessen Frau und Kindern geschlagen. „Es war eine heftige Ehrverletzung, der andere hat das Gesicht verloren.“ Nidal R. habe versucht, die Sache zu bereinigen und einen Vermittler geschickt. Das sei abgelehnt worden. „Der Vertreter der anderen Seite hat nur gesagt: „Nidal muss sterben“.“
Nidal R. sei dann gezielt am Tempelhofer Feld beim Grillen mit seiner Familie erschossen worden. „Dass Nidal vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder getötet wurde, ist kein Zufall, genau das war die Rache. Man fasst keinen Mann vor seiner Frau und seinen Kindern an. Das ist ein Gesetz, und wer das bricht, muss dafür bezahlen.“
Der Mord vom 9. September 2018 wurde bis jetzt nicht aufgeklärt. Allerdings wisse man auch in der Neuköllner Szene, bei der zuständigen Mordkommission im Landeskriminalamt und in der Staatsanwaltschaft genau, wer die Täter seien, heißt es in Ermittlerkreisen. Aber offenbar gibt es nicht genug Beweise, die für eine Festnahme oder gar eine Anklage reichen.
Die Journalistin Kensche (geb. 1982) war Redakteurin für Investigation und Reportage und ist seit 2020 Nahost-Korrespondentin der „Welt“. Laut ihrem Bericht versuchte sie 2018 lange vergeblich, mit Mitgliedern der arabischstämmigen Großfamilien zu sprechen.
Irgendwann meldet sich Khalil O. bei ihr, der lange in großem Stil Drogen verkaufte, die kriminelle Szene aber vor 15 Jahren verließ und Sozialarbeiter wurde. Es habe mehr als 50 Treffen mit dem Mann gegeben, und sie habe seine Geschichte bei Polizei und Staatsanwaltschaft gegenrecherchiert. Dort halte man sie für glaubwürdig.
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Nidal R. wurde am Sonntag erschossen. Die Polizei befürchtet nun, dass es Racheakte geben könnte Foto: Spreepicture/privat Combo B.Z.
2000 Menschen kamen am zur Beerdigung des ermordeten Nidal R. (36) auf den Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde in Schöneberg (Foto: Privat)
Gelbe Zahlenschilder signalisieren Spuren, die von Polizeibeamten an einem Zugang zum Tempelhofer Feld an der Oderstraße sicher gestellt wurden (Foto: dpa)
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Vor zwei Jahren ermordet Tödliche Schüsse auf Nidal R. – Mörder noch nicht gefasst, Gerüchte um Täter
8. September 2020 12:35 Aktualisiert 13:38 Bereich:
Neukölln
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Einer der spektakulärsten Morde der vergangenen Jahre in der Berliner Clanszene ist weiterhin nicht aufgeklärt. Doch es halten sich Gerüchte um die Täter, heißt es.
Zwei Jahre nachdem der bekannte Intensivtäter Nidal R. am 9. September 2018 am Tempelhofer Feld erschossen wurde, sind die Täter immer noch nicht gefasst. Natürlich werde in dem Fall weiter ermittelt, aber es gebe derzeit nichts Neues, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Mehrere Männer lauerten dem 36-jährigen Nidal R., der Polizei als Wiederholungstäter mit Beziehungen zu arabischstämmigen Clans bekannt, am Rande Neuköllns auf – zwischen flanierenden Familien und spielenden Kindern. Um 17.40 Uhr läuft ein Mann auf ihn zu, schießt achtmal und trifft ihn mehrfach.
Der Schütze und mindestens zwei andere Männer flüchten über das Tempelhofer Feld zu einem Auto und rasen davon. Das Auto wird eine Nacht später brennend gefunden. Der angeschossene Nidal R. wird ins Krankenhaus gebracht, wo er stirbt.
Dutzende erregte Männer aus arabischstämmigen Familien versammeln sich noch in der gleichen Nacht vor dem Krankenhaus. Die Beerdigung wird zu einem Aufmarsch arabischstämmiger Großfamilien und organisierter Kriminalität. 2000 Männer erscheinen auf dem Friedhof. Auf Fotos sind die Oberhäupter bekannter Clans zu erkennen.
Es gibt viele Spekulationen über die Täter. Nidal R. soll bei einer großen Hochzeitsfeier einen anderen bekannten Kriminellen beschimpft und zusammengeschlagen haben. Dessen Familie soll Rache geschworen haben.
Wochen nach dem Mord werfen Cousins des Toten eine Handgranate in eine Shisha-Bar in Kreuzberg. Die Explosion zerstört die Einrichtung. Im Prozess sagen die Angeklagten, sie hätten „etwas tun“ und ein „Zeichen“ setzen wollen. Es habe Gerüchte gegeben, in denen ein Mitbesitzer der Bar an den Schüssen beteiligt gewesen sein soll.
In der Neuköllner Szene und auch bei der zuständigen Mordkommission im Landeskriminalamt wisse man daher genau, wer die Täter sind, heißt es. Aber offenbar gibt es nicht genug Beweise, die für eine Festnahme oder gar eine Anklage reichen.
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Clan-Chef Mahmoud Al-Zein bei der Beerdigung des ermordeten Intensivtäters Nidal R. in Schöneberg im September 2018 (Foto: Getty Images)
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Eiswagenbesitzer schildert Bluttat Augenzeuge: Todesschütze lief um Nidal R. herum und feuerte weiter 24. September 2018 16:49 Bereich: Neukölln
Eiswagenbesitzer Mauro L. schildert die Bluttat, deren Augenzeuge er wurde. Ein Freund des Opfers berichtet in B.Z. über die Hintergründe der Bluttat.
Am 9. September wurde Nidal R. (36) in der Neuköllner Oderstraße vor den Augen seiner beiden Kinder und seiner Ehefrau erschossen. Das Mordkomplott gegen Berlins bekanntesten Intensivtäter wurde wohl schon zwei Tage vor dem Anschlag geschmiedet: Nach einem gewalttätigen Vorfall auf einer Hochzeitsfeier.
Ein enger Freund berichtet, dass Nidal R. am Freitag, dem 7. September auf der Hochzeit einer befreundeten Großfamilie in Neukölln einen jungen Mann traf, auf den er gar nicht gut zu sprechen war: Vedat S. (30), Berliner mit türkischen Wurzeln, mehrfach verurteilt, unter anderem wegen seiner Beteiligung am spektakulären Pokerraub auf das Berliner Hyatt-Hotel (244.000 Euro Beute) am 29. März 2010.
Eskalation auf der Hochzeit
Der Freund zur B.Z.: „In den Augen von Nidal war Vedat ein Verräter und Drogendealer, viele verdächtigen ihn außerdem, ein Polizeispitzel zu sein.“ Im Prozess gegen seine drei Pokerraub-Komplizen und Drahtzieher Mohammed „Momo“ Abou-Chaker (30) hatte S. als Kronzeuge ausgepackt. Außerdem standen Vedat S. und einige seiner Familienmitglieder unter Verdacht, im Juni 15 Schüsse auf ein Restaurant von Arafat Abou-Chaker in der Treptower Puderstraße abgefeuert zu haben. Arafat gilt als guter Freund von Nidal R.
Bei der Hochzeit am 7. September kommt es dann zur Eskalation: Nidal R. schlägt Vedat S. vor den Augen seiner Familie zusammen, demütigt ihn und beschimpft ihn als „Verräter“ und „Heroindealer“. Auf dessen Bruder Mehmet S. soll er eine Waffe gerichtet haben. Eine Erniedrigung für die Familie S., die darauf Rache geschworen haben soll. Den Versuch zweier Clan-Chefs zu schlichten, sollen die Brüder S. abgelehnt haben. „Ich dachte, er will Eis kaufen“
Zwei Tage darauf fallen die tödlichen Schüsse. Eiswagenbesitzer Mauro L. (60) und seine Tochter sehen Nidal mit seiner Familie noch auf den Wagen zugehen: „Ich dachte, er will noch mal Eis kaufen, dann kam aus einem Seitenweg ein Mann auf ihn zugerannt.“
Drei Schüsse trafen in den Rücken
Als er auf bis 10 Meter Entfernung an seinem Opfer ist, eröffnet er das Feuer. Drei Schüsse treffen Nidal R. in den Rücken. Der Schütze läuft um ihn herum und feuert weiter. Nidal R. steht noch für zwei bis drei Sekunden, dann bricht er zusammen. Der Täter flüchtet in einem an der Oderstraße wartenden Golf VI, in dem mindestens zwei Komplizen warten. Augenzeugen zufolge sollen weitere Beteiligte der Tat in einem in der Leinestraße wartenden Renault vom Tatort geflüchtet sein.
Bislang gibt die Polizei keine Auskunft, ob nach Vedat S. und fünf mutmaßliche Mittäter, deren Bilder schon in sozialen Netzwerken kursieren, gefahndet wird.
Ein am Tatort gesprühtes Graffiti, das an Nidal R. erinnern sollte, wurde vergangene Woche überstrichen. Thomas Böttcher (61), Leiter des
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Dieses Bild von Nidal R. (36) wurde am Tatort an der Oderstraße (Neukölln) gesprüht (Foto: Timo Beurich)
Das Porträt wurde unter Polizeischutz mit weißer Farbe übermalt (Foto: spreepicture)
Hier stand das mutmaßliche Fluchtfahrzeug der Mörder von Nidal R. – es wurde angezündet (Foto: Timo Beurich)
Mordermittler sichern nach den tödlichen Schüssen auch am Eiswagen Spuren (Foto: spreepicture)
Die Polizei hat den Tatort an der Neuköllner Oderstraße abgesperrt (Foto: Spreepicture)
Eiswagenbesitzer Mauro L. (60) sah den Schützen, fünf Kugeln trafen sein mobiles Geschäft, vor dem Kinder in der Schlange standen Foto: Timo Beurich
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