Rumkugeln: 39-Jährige wollte neue Lebensgefährtin vergiften
Weil sie die neue Lebensgefährtin ihres Ex-Partners mit Rumkugeln vergiften wollte, ist eine 39-Jährige vom Amtsgericht Schwarzenbek zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Die Frau hatte am Montag gestanden, Tabak in selbstgebackene Rumkugeln gemischt zu haben, um damit die Frau zu vergiften, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Sie sei der versuchten gefährlichen Körperverletzung in Tateinheit mit vollendeter gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen worden. (Az.: 781 Js 34777/18)
Die Rumkugeln, in denen Rattengift und Tabak gefunden wurde, hatte sie im März 2018 in Lauenburg den beiden gemeinsamen Söhnen (damals sechs und sieben Jahre alt) als Geschenk für die neue Lebensgefährtin mitgegeben. Statt der neuen Lebensgefährtin ihres Ex-Partners hatte jedoch eine 52-jährige Bekannte, die zu dem Zeitpunkt zu Besuch war, von den Rumkugeln gegessen und erhebliche Vergiftungserscheinungen erlitten. Sie musste intensivmedizinisch im Krankenhaus behandelt werden. Auch der Ex-Partner und Kindsvater hatte im Anschluss von den Rumkugeln probiert, sich aber umgehend erbrochen, so dass er keiner weiteren Behandlung bedurfte.
Zweifache Mutter stiftete eigene Kinder an Rumkugel-Anschlag: 11 Monate Bewährung für vergiftete Pralinen
01. September 2020 - 13:35 Uhr
39-Jährige wollte die Neue ihres Ex vergiften
Die Angeklagte blickt verträumt in die Ferne, als wolle sie ganz weit weg sein. Vor Gericht begegnete sie ihrem Ex und seine neue Partnerin, die sie vergiften wollte, dennoch. Die 39-jährige Frau aus Lauenburg soll Rumkugeln mit Rattengift versetzt haben, um der neuen Partnerin ihres Ex-Mannes zu schaden. Jetzt wurde die zweifache Mutter wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit versuchter Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung verurteilt. Unglaublich: Für den Rumkugel-Anschlag stiftete sie ihre eigenen Kinder an.
Anfangs schien es für den Ex-Mann und seine neue Partnerin zunächst so, als wäre die zweifache Mutter über die frische Liebe des Paares bereits hinweggekommen. Scheinbar freundlich gab die 39-Jährige ihren ahnungslosen Söhnen (6, 7) ein besonderes Präsent für ihren Ex und seine Neue mit: Selbst hergestellte Rumkugeln!
Diese hatte die Mutter allerdings mit Rattengift und Tabak versetzt. Vor Gericht beteuerte die Lauenburgerin jedoch mehrfach, dass sie kein Rattengift beigemischt hätte: "Ich wollte niemanden töten, sondern mich mit dem Tabak rächen. Aber das mit dem Rattengift war ich nicht", sagte die Angeklagte während des Prozesses.
Neun Jahre lang war die Frau und Mutter in einer Beziehung mit ihrem Ex-Mann, dann soll er sie betrogen haben, schilderte die 39-Jährige vor Gericht. Verärgert und verletzt wollte sie sich rächen, suchte daraufhin im Internet nach einem besonderen Rezept – mit einer speziellen Zutat: Tabak. "Ich habe gehört, dass Tabak Durchfall und Bauchschmerzen macht und Tabak in die Rumkugeln gemischt. Weiter habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht", erklärte sie.
Gesagt, getan: Zwischen dem 18. und 20. März 2018 mischte sie ihre besondere Rezeptur zusammen, gab diese den gemeinsamen Söhnen mit, die das Geschenk ihrem Vater und seiner neuen Lebensgefährtin überreichten.
Laut Anklage soll die 39-Jährige die Kinder zuvor angewiesen haben, selbst nichts von den Rumkugeln zu essen. Auf der Anklagebank gesteht die zweifache Mutter: "Das war mein größter Fehler, die Kinder anzustiften." Sie wurden Boten des Unglücks und geben sich laut Vater noch heute die Schuld für das, was dann passierte. Der Vater der beiden Jungen kostete die verlockenden Rumkugeln mit ungeahnten Folgen.
Er fühlte sich taumelig, als wäre er betrunken, sagte er vor dem Amtsgericht aus und erklärte weiter: "Ich habe einen scharfen Geschmack geschmeckt, wie Pfeffer." Kurz darauf wurde ihm übel, sodass er sich erbrechen musste. Glück im Unglück, denn so kam der Familienvater ohne weitere Komplikationen davon. "Niemals hätte ich mit so einem Anschlag gerechnet", berichtete der zweifache Vater während des Prozesses.
Weniger Glück hatte im Vergleich dazu eine Bekannte, die zum Tatzeitpunkt bei dem Paar zu Besuch war. Sie erlitt erhebliche Vergiftungserscheinungen. Der Notarzt musste anrücken. Die 52-Jährige wurde daraufhin im Krankenhaus behandelt. Überraschenderweise soll die Bekannte jedoch nicht durch die Rumkugeln, sondern durch Muffins vergiftet worden sein.
Diese soll die Angeklagte ein paar Tage vor den Rumkugeln zubereitet haben, gab der Familienvater vor Gericht an. Die Beschuldigte, seine Ex-Frau, leugnete dies aber: Sie habe die Rumkugeln mit Tabak versetzt, aber keine Muffins gebacken. Diese sollen die gemeinsamen Söhne in der Schule gebacken haben. Die beiden Söhne sollen dem Vater jedoch erklärt haben, dass sie die Geschichte nur auf Wunsch ihrer Mutter erzählen sollten. Eigentlich hätten sie die Muffins mit ihrer Mutter gebacken.
Eine verstrickte Situation, die das Amtsgericht Schwarzenbek letztlich bewerten musste. Hinzukommend leugnete die Angeklagte bis zuletzt, dass sie die Rumkugeln ausschließlich mit Tabak und nicht mit Rattengift versetzt hatte. Allerdings hatte die Polizei nach dem Vorfall einige der Rumkugeln sichergestellt und untersuchen lassen. Das Ergebnis war eindeutig: Die Kugeln beinhalteten neben dem Tabak auch Rattengift.
Die besagten Muffins wurden jedoch nie untersucht. Ebenfalls litt das 52-Jährige Opfer der vermeintlichen Giftattacke unter schweren Vorerkrankungen. Unter Berücksichtigung aller Aspekte verurteilte das Gericht die zweifache Mutter letztlich wegen versuchter und vollendeter Körperverletzung zu elf Monaten auf Bewährung. Noch während des Prozesses erklärte die Verurteilte reumütig: "In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so eine Scheiße gemacht. Es tut mir Leid."