Prozess in Gera Soldatin zu Sex gezwungen? Hauptfeldwebel schweigt Von dpa 20. August 2020 - 15:09 Uhr
Ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr soll in Gera bei zwei Soldatinnen sexuell übergriffig geworden sein. Ihm wird auch Vergewaltigung vorgeworfen. Deswegen steht er nun vor Gericht.
Sind solche Vorfälle bei der Bundeswehr häufiger als im Rest der Gesellschaft?
Gera - Auf das Beziehungs-Aus folgten die Drohungen: Ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr soll eine Kameradin mit der Weitergabe von Intimfotos an ihren Partner gedroht und Sex von ihr verlangt haben.
Dazu kam es dann laut Anklage im Keller des Stabsgebäudes der Geraer Pionierkaserne. Seit Donnerstag muss sich der 46-Jährige nun unter anderem wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung vor dem Amtsgericht Gera verantworten. Am ersten Verhandlungstag hüllte er sich allerdings zu den Vorwürfen in Schweigen.
Die Fotos waren laut Anklage während einer Beziehung der beiden entstanden und zeigen die Frau nicht nur in Unterwäsche, sondern auch nackt. Auch gegenüber einer anderen Soldatin soll er übergriffig geworden sein. So habe er sie festgehalten, gegen ihren Willen auf den Mund geküsst und gesagt "Du willst es doch auch", heißt es in der Anklageschrift. Ein anderes Mal soll er ihre Hand an sein bedecktes Genital geführt haben. Der 46-Jährige ist eigenen Angaben nach wegen der Vorfälle von 2017 vorläufig vom Dienst suspendiert.
In den vergangenen Jahren sind vermehrt Verdachtsfälle auf sexuelle Übergriffe innerhalb der Bundeswehr gemeldet worden. Wurden 2014 noch 64 bekannt, waren es im vergangenen Jahr 345, wie die Wehrbeauftragte des Bundestages Eva Högl auf dpa-Anfrage mitteilte. Dieses Jahr zeichne sich ein Rückgang ab - bisher seien es 131. Högl: "Dies könnte coronabedingt sein: vermehrtes Homeoffice, keine Feiern mit Alkohol." Und nicht in jedem Fall bestätigt sich der Verdacht.
Einige Beispiele lassen sich im Bericht für 2019 nachlesen. So habe ein Feldwebelanwärter eine Kameradin vor Zeugen als Hure bezeichnet und behauptet, sie verbreite Geschlechtskrankheiten und feiere Gruppensex-Partys. Er wurde entlassen. In einem anderen Fall hat ein Soldat seiner Kollegin Videosequenzen seiner masturbierenden Ehefrau gezeigt sowie ein Foto seines erigierten Penis. Die Folge: Er musste ein Bußgeld von 1500 Euro zahlen.
Auch gegen den in Gera angeklagten Hauptfeldwebel hatte es zuvor schon ein Disziplinarverfahren wegen sexueller Belästigungen gegeben, wie im Prozess bekannt wurde. Daraufhin war er erst nach Ostthüringen versetzt worden. Fragen warfen vor Gericht allerdings auch Chat-Nachrichten der beiden Frauen auf, die durchaus "sexuell stimulierend" gedeutet werden könnten, wie Richter Siegfried Christ sagte. Die beiden Soldatinnen sollen am kommenden Donnerstag als Zeuginnen vor Gericht gehört werden.
Gibt es in der lange männlich dominierten Bundeswehr Strukturen, die solche Übergriffe begünstigen? Högl sieht das nicht. "Feststellen kann man lediglich, dass es bei erhöhtem Alkoholkonsum - wie auch im Rest der Gesellschaft - zu vermehrten sexuellen Belästigungen kommt", erklärte sie. "Außerdem werden viele Taten in oder nach einer Beziehung verübt." Generell gebe es in der Bundeswehr inzwischen in vielen Bereichen einen sensibleren Umgang mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung. Högl: "Heute werden solche Vorkommnisse grundsätzlich gemeldet, auch dürfte die Anzeigenbereitschaft der Betroffenen höher sein."
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08.09.2020 09:04 4.283 Bundeswehr-Soldatinnen genötigt und vergewaltigt? Opfer sagen aus
Gera - Im Prozess gegen einen Hauptfeldwebel der Bundeswehr wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung von Soldatinnen soll am Dienstag die Befragung der mutmaßlichen Opfer fortgesetzt werden.
Während der Aussage der beiden Frauen dürfte die Öffentlichkeit wie schon am vorangegangenen Verhandlungstag erneut ausgeschlossen werden.
Im Anschluss könnte der Prozess am Amtsgericht Gera auf die Zielgerade gehen. Dabei sei ein Urteil noch am selben Tag nicht ausgeschlossen, sagte ein Gerichtssprecher.
Der Angeklagte hat sich bisher vor Gericht nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Ihm wird vorgeworfen, eine der Frauen mit der Weitergabe von Intimfotos an ihren Partner gedroht und Sex von ihr verlangt zu haben. Dazu soll es in der Folge auch gekommen sein.
Die mutmaßlichen Übergriffe datieren aus dem Jahr 2017. Der 46-Jährige ist deswegen nach eigenen Angaben vorläufig vom Dienst suspendiert.
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09.09.2020 11:13 3.497 Vergewaltigung bei der Bundeswehr? Hauptfeldwebel verurteilt!
Gera - Die Vorwürfe waren heftig: Ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr soll unter anderem eine Soldatin in der Geraer Pionierkaserne vergewaltigt haben. Nach drei Prozesstagen verkündete das Amtsgericht am Dienstag das Urteil.
Das Amtsgericht Gera hat einen Hauptfeldwebel der Bundeswehr wegen sexueller Belästigung und versuchter Nötigung zu einer Geldstrafe verurteilt. Vom Vorwurf der Vergewaltigung wurde der 46-Jährige dagegen freigesprochen.
Zu den Vorfällen sei es im Rahmen von sexuellen Beziehungen zwischen dem Angeklagten und den beiden Soldatinnen gekommen, sagte Richter Siegfried Christ am Dienstag in der Urteilsbegründung.
Außerdem bezog das Gericht Chatnachrichten mit in sein Urteil ein, die sich der Angeklagte mit den Frauen geschrieben hatte. Sie ließen das Vorgefallene in einem anderen Licht erscheinen, erklärte Christ.
Vorwurf der Vergewaltigung konnte sich nicht bestätigen
Der Vorwurf der Angeklageschrift hatte Vergewaltigung gelautet. Demnach sollte der Mann einer Soldatin mit der Weitergabe von Intimfotos gedroht und Sex von ihr verlangt haben. Dazu soll es dann in der Geraer Pionierkaserne auch gekommen sein.
Das Gericht ging nun aber davon aus, dass der Sex einvernehmlich war. Zur Drohung und Weitergabe der Bilder an eine Kameradin war es den Angaben nach erst später im Herbst 2017 gekommen. Deswegen wurde der 46-Jährige auch der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen schuldig gesprochen.
Eine andere Soldatin sollte er laut Anklage gegen ihren Willen auf den Mund geküsst sowie ihre Hand in seinen Schritt geführt haben. Das wertete das Gericht auch mit Blick auf die vorangegangene Sexualbeziehung zwischen beiden als sexuelle Belästigung.
Prozess sorgte für Bundesweite Aufmerksamkeit
Der Prozess war bundesweit auf große Aufmerksamkeit gestoßen. Richter Christ führte dies vor allem darauf zurück, dass sich die Vorfälle bei der Bundeswehr zugetragen hatten. "Das hätte aber auch bei jeder anderen Firma sein können", betonte er am Dienstag.
Mit Verweis auf den Schutz der Intimsphäre der Opfer fand die Verhandlung deswegen in weiten Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die Aussagen der beiden Soldatinnen, die Verlesung von Chats sowie die Plädoyers von Anklage und Verteidigung erfolgten jeweils hinter verschlossenen Türen.
Laut dem Richter hatten sich bei den Aussagen "Anhaltspunkte für nicht unerhebliche Widersprüche" ergeben. Seinen Angaben nach hatte der Hauptfeldwebel zudem Reue gezeigt und am dritten Verhandlungstag schließlich Sex mit der Kameradin gestanden.
Dies sei aber einvernehmlich gewesen, ließ er über seinen Anwalt erklären. Auch die Belästigungen einer Soldatin sowie die Weitergabe von intimen Bildern gestand er.
Als Strafe muss der Hauptfeldwebel nun 140 Tagessätze zu 40 Euro - insgesamt also 5600 Euro - zahlen. Das Urteil ist rechtskräftig. Nach eigenen Angaben ist er seit Bekanntwerden der Vorwürfe bei der Bundeswehr vorläufig vom Dienst freigestellt.
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