Halberstadt – In der Zentralen Anlaufstelle für Geflüchtete (ZASt) in Halberstadt soll es erneut zu Straftaten durch Sicherheitspersonal gegenüber Flüchtlingen gekommen sein.
Ein Syrer (28) erstattete Strafanzeige gegen einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes.
Der angezeigte Sachverhalt: Der Syrer wollte zu einem Bekannten in einem anderen Gebäude – durfte aber wegen der Corona-Bestimmungen nicht.
Der Syrer zeigte bei der Polizei an, dass er mehrere Stunden in einen Raum gesperrt wurde. Das wäre Freiheitsberaubung. „Während dieser Zeit soll es auch zu Gewaltandrohungen gekommen sein“, so die Polizei.
Zweiter Fall, über den das Polizeirevier Harz am Donnerstag berichtete: Ein 33-jähriger Syrer wurde nachts beim Betreten der ZASt an der Wache durch den Sicherheitsdienst kontrolliert und sollte an seinem Wohnblock einem weiteren Sicherheitsmann seine Ausweisdokumente vorlegen.
Es habe sich ein Streit entwickelt. „Hierbei soll es zu tätlichen Übergriffen seitens des Sicherheitspersonals gekommen sein“, so die Polizei. Aber: Der betroffene Asylbewerber wurde seinerseits schon wenige Tage zuvor durch einen Sicherheitsmann wegen Körperverletzung angezeigt.
Die Kripo ermittelt zu den drei Vorfällen. Erst vor einem Jahr hatte ein heimlich gedrehtes Video für Empörung gesorgt. Es zeigte, wie ein Asylbewerber durch Sicherheitspersonal misshandelt wird. Mittlerweile wurde Anklage gegen drei ehemalige Mitarbeiter erhoben.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
18.01.2021 15:09 1.019 Security wegen Misshandlung eines Asylbewerbers angeklagt: Zeuge erscheint nicht vor Gericht
Halberstadt - Im August 2019 taucht ein aufsehenerregendes Video zu einem Vorfall mit Sicherheitsleuten und Asylsuchenden auf - Monate nach dem Geschehen. Jetzt stehen drei der Wachleute wegen mutmaßlicher Misshandlungen vor Gericht. Sie schildern ihre Sicht des Geschehens.
Die drei Männer, die als Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes einen Asylbewerber misshandelt haben sollen, müssen sich seit Montag vor dem Amtsgericht Halberstadt verantworten.
Bei einer Einlasskontrolle in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt sollen sie den Mann am 13. April 2019 laut Staatsanwaltschaft getreten und geschlagen haben.
Die Anklagebehörde wirft den Männern im Alter von 34, 44 und 52 Jahren gefährliche Körperverletzung vor.
Der Asylbewerber soll laut Anklage die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes als Rassisten und Nazis beschimpft, gedroht und gespuckt haben. Er habe sich auch nicht wie vorgeschrieben ausweisen wollen.
Zum Auftakt der Verhandlung wiesen die Angeklagten den Vorwurf der Misshandlung zurück. Es sei darum gegangen, die Situation mit dem stark alkoholisierten und aggressiven Asylbewerber in den Griff zu bekommen und zu deeskalieren.
Sicherheitsleute nach Video entlassen
Der Mann habe seinen Ausweis bei der Rückkehr aus der Stadt in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber nicht zeigen wollen, die Wachleute beschimpft, bedroht und bespuckt.
Im Anschluss an den Vorfall sei der Asylbewerber von einem Sanitäter untersucht worden. Der Vorfall sei in einem Wachschutzprotokoll festgehalten worden.
Das Geschehen aus dem April 2019 war erst im August öffentlich geworden, weil ein Video im Internet auftauchte.
Der Standortleiter der Aufnahmestelle, Eckhardt Stein, sagte im Amtsgericht als Zeuge, es habe in der Zwischenzeit auch "keine Gerüchteküche" gegeben.
Was auf dem Video zu sehen sei, sei seiner Einschätzung nach nicht tolerierbar gewesen. Wegen der Brisanz habe er sofort die Fachaufsicht informiert.
Die Sicherheitsdienstmitarbeiter waren kurz darauf suspendiert worden, Ermittlungen wurden eingeleitet. Aufgrund der Notiz des Sicherheitsdienstes im April habe er keinen Anlass zum Nachhaken gesehen, so Stein. Alle drei Männer verloren ihren Job in der Zast, hieß es im Gericht.
Asylbewerber nicht vor Gericht erschienen
Stein sagte, bei Bedrohungen und körperlichen Angriffen durch Asylbewerber sei der Wachdienst angehalten, Anzeige zu erstatten. Das sei in diesem Fall nicht geschehen.
Ein Angeklagter, 44 Jahre alter ehemaliger Sicherheitsmann in der Zast, sagte, man habe immer versucht, Situationen zu deeskalieren und die Polizei zu entlasten.
Es habe im konkreten Fall für ihn auch nicht danach ausgesehen, dass es rechtliche Folgen für den Asylbewerber haben könnte. "Ich kenne die Geschichte nicht, ich weiß nicht, was da dahintersteckt an Leid", sagte er mit Bezug auf den Alkoholkonsum des Bewohners. Dieser sei schon öfter betrunken in der Zast aufgetaucht und habe sich aggressiv verhalten.
An dem Tattag sei er gemeinsam mit mehreren anderen Bewohnern in die Einrichtung am Stadtrand zurückgekehrt. Er habe nach Alkohol gerochen und Koordinierungsprobleme gehabt, gespuckt, sich als Taliban bezeichnet und gedroht.
Weil er ohne sich auszuweisen an der Wache vorbeigegangen sei, seien ihm die Sicherheitsmitarbeiter nachgeeilt. Der 44-Jährige sagte, weil er durch eine Armbewegung einen vermeintlichen Steinwurf erkannte, habe er sich bedroht gefühlt und wollte den Mann zu Boden bringen. Er habe dazu dosierte Bewegungen, etwa einen Tritt, aus dem Kampfsport genutzt, die nicht auf Verletzungen abzielten.
Der Asylbewerber war für Montag als Zeuge geladen, erschien aber nicht. Es wird nun für den 4. Februar ein neuer Anlauf unternommen, ihn zu vernehmen. Dann sollen auch die Plädoyers gehalten und ein Urteil gesprochen werden. Der Aufenthalt zweier weiterer Asylbewerber, die dabei gewesen sein sollen, ist laut Richterin Brit Wischwill unbekannt.
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