Nach „Halt die Fresse!“-Äußerung Pöbel-Remmo als Unschulds-Engel vor Gericht
Karin Hendrich 12. August 2020 09:47 Aktualisiert 09:50
Er gilt als Chef eines kriminellen Clans, der auf Diebstahl im großen Stil spezialisiert sein soll (u.a. Goldmünzen-Raub im Bode-Museum). Dienstag vor dem Amtsgericht gibt der Mann mit dem markanten Gesicht und dem breiten Kreuz den Unschulds-Engel.
„Ich habe nicht beleidigt“, sagt Issa Remmo (53, auch Rammo), „ich habe Respekt vor der Polizei“.
Am 10. April 2019 klang das offenbar anders. „Halt die Fresse! Halt’s Maul!“, soll das Oberhaupt der berüchtigten Großfamilie bei einer Verkehrskontrolle einem Polizisten entgegengeschleudert haben.
Weil er zum ersten Prozesstermin nicht erschien, sollte er 750 Euro per Strafbefehl zahlen. Remmo legte Einspruch ein. Denn angeblich war alles ganz anders: Gemeint hat er doch seinen Sohn, nicht den Beamten …
„Ich komme nicht wegen der 750 Euro“, sagt Remmo Dienstag. Der gelernte Automechaniker (Libanese, verheiratet, 12 Kinder, 4 Enkel, 20-Stunden-Job in einer Firma, „die was mit Auto zu tun hat“) fühlt sich zu Unrecht beschuldigt.
An jenem Tag war er mit seinen drei Söhnen Yasin, Mohammed und Mussa auf dem Weg zum Gericht, um einem vierten Sohn in dessen Prozess moralischen Beistand zu geben.
Remmo: „Es war Stau, wir waren spät dran.“ Yasin hinterm Lenkrad des Audi drückte auf die Tube, schnitt andere Fahrzeuge. Zwei Polizisten verfolgten ihn mit Blaulicht, stoppten das Auto.
Weil ihm die Situation suspekt war, forderte Polizist Karl E. (31) die Insassen auf: „Hände sichtbar!“ Als der Angeklagte stattdessen hinterm Rücken fummelte, habe er seine Waffe gezogen. Dann seien alle bis auf den Fahrer ausgestiegen und hätten gepöbelt.
Vater Remmo erklärt: „Mussa mischte sich ein, war respektlos dem Polizisten gegenüber. Das regte mich auf. Ich beschimpfte ihn.“
Aber warum sah er dabei den Polizisten an? Remmo: „Klar, wegen der Waffe.“ Auch der Beamte konnte vor Gericht nicht ausschließen, dass die Worte nicht ihm galten.
Der Angeklagte grinst zufrieden. Und seine Drohung „Du legst dich mit dem Teufel an“? Ein Hörfehler. „Sie haben den Teufel in der Hand“, habe er zum Polizisten gesagt. „Ich bin im Krieg geboren. Waffen sind Teufel. Ich hasse Waffen.“
Die Staatsanwältin glaubte dem Angeklagten nicht. Doch die Richterin verkündete: „Freispruch.“
„Ich danke für diese Gerechtigkeit, Frau Richterin“, sagte Remmo artig zum Schluss und zwinkerte Sohn Yasin zu, der ihn ins Gericht begleitete.
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