Verschwunden, ermordet, nie vergessen: Diese acht Verbrechen sind noch nicht aufgeklärt
Sie liegen oft jahrzehntelang zurück – und bewegen die Menschen immer noch. Weil die Täter in diesen spektakulären Kriminalfällen nie ermittelt worden sind. Für die Angehörigen der Opfer ist dies eine besondere Belastung – sie können nicht mit dem Geschehen abschließen.
Hannover.
Vergewaltigt, ermordet, zerstückelt: Es gibt Fälle, die die Polizei über Jahre beschäftigt. Weil die Täter nicht ermittelt werden können, das Motiv fehlt – oder sogar die Toten unbekannt sind.
Diese spektakulären Mordfälle sind noch nicht gelöst:
Der Fall Annika Brill Erstochen: Annika Brill (damals 20).
Die 20-jährige Annika Brill wird am 27. November 2011 vor ihrer Haustür an der Kohlrauschstraße (Mitte) plötzlich angegriffen. Der Täter sticht 21-mal auf die junge Frau ein, die nur kurz Zigaretten holen wollte, Sie verblutet, der Unbekannte kann fliehen. Zeugen können eine gute Beschreibung liefern – trotzdem wird der Mann nicht gefasst.
Der Fall Annette Peus Erdrosselt: Annette Peus (damals 15). Quelle: dpa
Die 15-jährige Annette Peus will am 27. September 1996 von ihrem Wohnort Mardorf mit dem Bus ins benachbarte Eilvese zur Jazz-Gymnastik fahren. Dort kommt sie nie an. Drei Wochen lang gilt die Schülerin als vermisst. Am 18. Oktober 1996 findet ein Landwirt sie tot in einem Maisfeld – nackt, vergewaltigt, erdrosselt.
Der Fall Inka Köntges Verschwunden: Inka Koentges (damals 29) .
Es ist der wohl mysteriöseste Vermisstenfall Hannovers: Am 10. August 2000 verlässt Inka Köntges (29) ihre Wohnung in der List, verabschiedet sich von ihrem Ehemann. Sie will morgens mit dem Fahrrad zur Medizinischen Hochschule – erreicht ihre Arbeitsstelle aber nicht. In der Eilenriede will sie ein Zeuge gesehen haben. Seitdem ist Inka Köntges verschwunden – und die Polizei hat nicht die geringste Spur gefunden.
Der Fall Bernd Mokijewski Zerstückelt: Bernd Mokijewski (70).
Bernd Mokijewski war in Herrenhausen als der „Mann am Fenster“ bekannt. Täglich schaute der Rentner aus seiner Hochparterre-Wohnung an der Haltenhoffstraße. Dann wird er in seiner Wohnung umgebracht – erste Leichenteile von ihm tauchen am 3. August 2015 im Mittellandkanal auf. Der Täter hat den 70-Jährigen zerstückelt und seine sterblichen Überreste in Plastiksäcke gepackt.
Der Fall Alexander Wart Erschossen: Alexander Wart (damals 19).
Die überdachte Bank am Eingang der Berufsbildenden Schulen 14 im Roderbruch (Groß-Buchholz) war der Ort, an dem sich Alexander Wart gerne mit Freunden traf. So auch am 27. Februar 1995. An jenem Freitagabend sitzt der 19-Jährige dort mit einem Kumpel (17), um ein Bier zu trinken. Am Ende des Tages ist der Auszubildende tot. Erschossen von einem Mörder, der bis heute unbekannt geblieben ist.
Der Fall Yasmin Stieler Zerstückelt: Yasmin Stieler (damals 18).
Sie will nach Braunschweig in die Disco, die 18-jährige Yasmin Stieler nimmt am 5. Oktober 1996 von Uelzen aus den Zug. Dann verschwindet sie. Rund zwei Wochen später findet ein Anwohner den Torso des Mädchens an einem Bahndamm in Vechelde. In den Ricklinger Teichen entdecken Spaziergänger die Beine, der Kopf wird in Hämelerwald entdeckt. Die Polizei ist sich sicher, den Täter zu kennen. Es kommt aber nicht zu einer Anklage.
Der Fall Simone Müller Verscharrt: Simone Müller (damals 29).
Die Prostituierte Simone Müller (29) verschwindet am 4. August 2007 vom Straßenstrich an der Herschelstraße. Schnell wird den Ermittlern klar: Es muss ein Mord passiert sein. Die Leiche taucht erst am 29. Juli 2009 auf – sie ist verscharrt in der Nähe der Wunstorfer Asbesthalde. Ihr Freund gerät unter Verdacht, er muss sich vor Gericht verantworten – und wird freigesprochen.
Der Mordfall Simone Müller: Nienburgerin Ulrike Kohrs trauert seit Jahren um ihre einzige Tochter Das Bild der Tochter in der Wohnstube: Simone war auf dem Foto 18 Jahre alt, ihre Mutter Ulrike Kohrs hat vor allem mit dem Umstand zu kämpfen, dass niemand für den Tod der jungen Frau Verantwortung übernehmen muss. Vor mehr als 15 Jahren starb Simone Müller. Ihr Mörder wurde bis heute nicht gefasst. Ihre Mutter, die Nienburgerin Ulrike Kohrs, hat die Tat bislang nicht verarbeitet. Simone Müller liegt in Langendamm begraben. Heute wäre sie 45 Jahre alt geworden.
Jens Reinbold 29.03.2023, 05:37 Uhr
Nienburg. Das Leid der Opfer und Hinterbliebenen bei Kapitalverbrechen spielt vor Gericht keine große Rolle. Es geht der Justiz in erster Linie um die Tat und den Täter – und darum, das richtige Strafmaß zu finden. Für Angehörige ist das eine belastende Situation – vor allem dann, wenn der Prozess mit einem Freispruch endet und ein Täter noch immer frei herumläuft. Die frühere Rethemerin Ulrike Kohrs hat das so erlebt: Ihre Tochter Simone Müller ist vor fast 16 Jahren umgebracht worden.