Europas größter Pharmakonzern gewährt USA Vorgriffsrecht beim Impfstoff Stand: 16:12 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten Anja Ettel Von Anja Ettel Wirtschafts-Korrespondentin
Die französische Regierung ist von Sanofis Vorstoß irritiert Quelle: REUTERS 644
Der französische Pharmakonzern Sanofi gehört zu den über 100 Firmen und Forschungsteams weltweit, die intensiv an einem Impfstoff gegen Covid-19 arbeiten. Dem eigenen Standort fühlt sich der Konzern dabei offensichtlich aber nur bedingt verpflichtet: Vorstandschef Paul Hudson hat nun angekündigt, dass die USA einen möglichen Impfstoff als Erste erhalten sollen. „Die US-Regierung hat das Recht auf die größte Vorbestellung, weil sie investiert hat, um das Risiko mitzutragen“, sagte Hudson.
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Freitag, 15. Mai 2020 Impfstoff für alle gleichzeitig Sanofi will USA jetzt doch nicht bevorzugen
Im Streit um die Ankündigung des Pharmariesen Sanofi, zuerst den US-Markt mit einem möglichen Impfstoff zu beliefern, lenkt das Unternehmen jetzt ein. Es versichert: Alle Regionen der Welt sollen ein solches Mittel zur gleichen Zeit bekommen.
Nach Kritik rudert der französische Pharmakonzern Sanofi bei seiner Ankündigung zurück, mit einem möglichen Corona-Impfstoff zuerst die USA beliefern zu wollen. Sanofi werde sicherstellen, dass ein solches Mittel in allen Regionen der Welt zur gleichen Zeit verfügbar sei, sagte Verwaltungsrat-Chef Serge Weinberg dem Sender "France 2". Sanofi Sanofi 88,22
Sanofi habe verschiedene Möglichleiten zur Produktion. Einige davon seien in den USA, noch mehr davon aber in Europa und Frankreich. Sanofi-Vorstandschef Paul Hudson hatte am Mittwoch der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt, die US-Regierung habe das Recht auf die größte Vorbestellung eines Impfstoffes, da sie das Risiko finanziell mittrage. Die USA erwarteten deshalb, dass sie die ersten Dosen eines möglichen Impfstoffes erhielten.
Die französische Regierung hatte das kritisiert. "Es wäre natürlich inakzeptabel für uns, wenn das eine oder andere Land aus finanziellen Beweggründen einen privilegierten Zugang erhalten würde, insbesondere im aktuellen Kontext", hatte Wirtschafts-Staatssekretärin Agnes Pannier-Runacher erklärt. Der französische Gesundheitsminister Olivier Veran hatte erklärt, er sei nach Gesprächen mit dem Sanofi-Chef beruhigt. "Ich glaube, die Aussage war etwas ungeschickt und vielleicht aus dem Zusammenhang gerissen." Impfstoffentwicklung soll beschleunigt werden
Die Kontroverse wirft gleichwohl die Frage auf, ob Europa nicht zu langsam bei der Organisation und Finanzierung der Impfstoffforschung war. Sanofi hatte erklärt, dass die USA in dieser Hinsicht schneller gewesen seien. Das Unternehmen befinde sich in Gesprächen mit der EU sowie der französischen und der deutschen Regierung, um seine regionale Impfstoffentwicklung zu beschleunigen.
Sanofi hat sich bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes mit der britischen GlaxoSmithKline zusammengetan und hofft, 2021 einen Impfstoff verfügbar zu haben. Beide Konzerne erhalten finanzielle Unterstützung von der staatlichen Organisation BARDA des US-Gesundheitsministeriums.
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