Profiler des Landeskriminalamts nehmen sich alte Akten vor
50 ungeklärte Mordfälle aus OWL im Fokus
Johann Isaak (44) starb am 19. Dezember 2006. Der Mitarbeiter der BASF in Minden hatte im Pausenraum des Chemie-Unternehmens aus einer Fanta-Flasche getrunken, deren Inhalt mit Zyanid versetzt war. Die Mordkommission fand noch eine weitere Flasche mit Gift im Kühlschrank. Das Motiv wurde nie geklärt.
Kollege des toten BASF-Mannes sollte ebenfalls vergiftet werden
Die Limonade, die ein BASF-Mitarbeiter aus dem Kühlschrank eines Pausenraumes trank, war mit Zyanid vergiftet. Die Ermittler fanden außerdem eine zweite Flasche mit Gift. Sie gehörte einem Kollegen. Die Mordkommission steht vor einem Rätsel.
20.12.2006, 16:47 Uhr
Minden - Die Obduktion hat den Verdacht auf eine Vergiftung des Mannes bestätigt, erklärte ein Polizeisprecher. Die Untersuchung ergab, dass der Mann eindeutig von einer vergifteten Limonade getrunken habe. Bei dem Giftstoff handelt sich den Ermittlungen zufolge um Zyanid. Die Ermittlungen erstrecken sich auf Arbeitskollegen, Freunde und Familienangehörige des Arbeiters. Bei Untersuchungen aller in dem BASF-Werk gefundenen weiteren Flaschen entdeckten die Ermittler eine zweite Flasche, in die ebenfalls Gift geschüttet wurde. Diese gehörte einem Arbeitskollegen.
Wie lange die Analyse der Flüssigkeit dauere, stehe ebenfalls noch nicht fest. Nach Angaben des Sprechers dauern die toxikologischen Untersuchungen an. Die in Bielefeld eingerichtete Mordkommission ermittelte bis spät in die gestrige Nacht und seit heute früh auf Hochtouren.
Der 44-jährige Familienvater war nach einem Schluck aus der vergifteten Limonadenflasche gestorben. Die Flasche hatte er bereits vor Tagen in dem Kühlschrank eines Pausenraumes der Firma deponiert und schon daraus getrunken. Der Vorfall ereignete sich beim Wechsel von der Spät- zur Nachtschicht.
Zwei Polizisten, die bei einer Untersuchung einer weiteren Flasche mit giftigen Dämpfen in Kontakt gekommen und verletzt worden waren, befinden sich den Angaben zufolge derzeit noch in einem Krankenhaus. Vermutlich würden sie aber im Laufe des Tages die Klinik verlassen, hieß es weiter.
Bei den weiteren Ermittlungen müsse nun geklärt werden, ob es sich bei der Tat möglicherweise um eine Art von Racheakt eines entlassenen Mitarbeiters handelt, hieß es. Der Chemiekonzern BASF hatte vor kurzem angekündigt, am Standort Minden rund 190 der derzeit knapp 500 Vollzeitstellen abzubauen. Hintergrund ist den Angaben zufolge die schlechte Ertragssituation am Standort.
Der Anwalt des Tatverdächtigen mahnt bei den Vorwürfen zur Vorsicht. »Wir müssen erst einmal schauen, wie dieser Fall qualitativ und quantitativ einzuordnen ist«, erklärte Henning Jansen. So lange nicht klar sei, wie gefährlich die Substanz gewesen sei, »wäre ich vorsichtig, hier von einem Kapitaldelikt zu sprechen«.
Ein abschließendes Gutachten über die Chemikalie liege schließlich noch nicht vor. Der tatverdächtige Familienvater – er ist nicht vorbestraft – sitzt seit Donnerstag wegen versuchten Mordes in der JVA-Bielefeld-Brackwede in Untersuchungshaft. Die Polizei hat eine zwölfköpfige Mordkommission eingerichtet.
Der Fall weckt Erinnerungen an den sogenannten Fanta-Mord, der bis heute ungeklärt ist: Johann Isaak (44) starb am 19. Dezember 2006. Der Mitarbeiter der BASF in Minden hatte im Pausenraum des Chemie-Unternehmens aus einer Fanta-Flasche getrunken, deren Inhalt mit Zyanid versetzt war. Die Mordkommission fand noch eine weitere Flasche mit Gift im Kühlschrank.