Unter dem Begriff Forensik werden die wissenschaftlichen Arbeitsgebiete zusammengefasst, in denen kriminelle Handlungen systematisch identifiziert bzw. ausgeschlossen sowie analysiert oder rekonstruiert werden. Der Begriff stammt vom lateinischen forum „Forum, Marktplatz“, da Gerichtsverfahren, Untersuchungen, Urteilsverkündungen sowie der Strafvollzug im antiken Rom öffentlich und meist auf dem Marktplatz durchgeführt wurden. Umgangssprachlich wird auch eine Klinik für Forensische Psychiatrie oft verkürzend als Forensik bezeichnet, vor allem wenn diese einen Maßregelvollzug hat.
Untergebiete der Forensik
Rechtsmedizin
Forensische Traumatologie ist ein Teilgebiet der Rechtsmedizin, das sich mit körperlichen Verletzungen befasst. Die forensische Entomologie versucht, Todesumstände durch die Interpretation von Insektenfunden auf und in Leichen zu ermitteln. In der forensischen Toxikologie geht es um den Nachweis von Giften, die forensische Serologie beschäftigt sich mit der Auswertung von Blutspuren und anderen Sekreten und Stoffen. Die forensische Osteologie identifiziert Personen anhand des Skeletts, die forensische Odontologie anhand des Zahnsystems.
Forensische Kriminaltechnik
Die forensische Kriminaltechnik gibt es in Deutschland meist als eigenes Institut eingegliedert in die Strukturen des Bundeskriminalamts bzw. der Landeskriminalämter. Sie besteht fast einheitlich in allen Bundesländern aus folgenden Bereichen: In der forensischen Ballistik werden Geschosse verglichen (zum Beispiel mit einem Vergleichsmikroskop) und Geschosswirkungen beurteilt. Die forensische Daktyloskopie wertet Fingerabdrücke aus. Die forensische Linguistik untersucht geschriebene Sprache auf einen kriminologischen Aspekt hin (zum Beispiel bei der Feststellung des Urhebers eines Erpresserbriefes oder der Fälschung einer Unterschrift). Dieser Bereich wird auch forensische Untersuchungen von Handschriften genannt. Die forensische Phonetik beschäftigt sich mit gesprochener Sprache (also etwa einem Erpresseranruf). Sie wendet phonetisches Wissen auf die Untersuchung von sprechertypischen Stimm- und Sprecheigenschaften eines Täters an. Im Bereich Formspuren werden alle Arten von Abdrücken untersucht, wie beispielsweise eine Schuhspur bzw. ein Profil einer Schuhsohle. Die IT-Forensik verwendet Software zur Ermittlung allgemeiner krimineller Handlungen und speziell zur Aufdeckung von Computerkriminalität bzw. Kriminalität im Mobiltelefon-Sektor. Im Bereich der forensischen Toxikologie und der forensischen Serologie überschneiden sich die Aufgabenstellungen mit den Aufgaben der Rechtsmedizin. Auch hier wird sich mit Blutspuren, der DNA und anderen Sekreten sowie Stoffen beschäftigt. Die Auftraggeber sind Staatsanwälte, Gerichte und Polizeidienststellen. Zu fast jeder Aufgabenstellung muss von den so genannten forensischen Sachverständigen ein Gerichtsgutachten verfasst werden.
Forensische Psychiatrie und Psychologie
Die forensische Psychiatrie befasst sich mit der Schuldfähigkeit und der Einschätzung des Gefährlichkeitsgrades von Straftätern sowie deren Behandlung. Forensische Psychiatrie ist mittlerweile eine Schwerpunktbezeichnung, die von Fachärzten für Psychiatrie erworben werden kann. Sie schließt andere Zweige der Begutachtung, beispielsweise das Sozialrecht, und die Behandlung im Maßregelvollzug ein. Die Rechtspsychologie ist eine mögliche mehrjährige Weiterbildung für Psychologen. Sie unterstützt, wie die forensische Psychiatrie, die Begutachtung der Schuldunfähigkeit von Angeklagten und solche der Gefährlichkeit von Straftätern. Darüber hinaus unterstützt sie Begutachtungen der Glaubwürdigkeit von Zeugen und vor allem Begutachtungen im Familienrecht, insbesondere bei Entscheidungen im Sorgerecht. Sie beschäftigt sich aber auch mit Prävention sowie fachlicher Information von nicht-psychologischem Fachpersonal (zum Beispiel Staatsanwälten, Richtern, Sozialarbeitern). Für alle Bereiche ist die Rechtspsychologie stärker als die Psychiatrie in Forschung involviert, wobei hier naturgemäß psychologische Themen im Vordergrund stehen (wie systematische Verzerrungen bei richterlichen Entscheidungsprozessen, Wahrnehmungsfehler bei der Identifikation von Verdächtigen durch Zeugen und ähnliches). Die Rechtspsychologie erarbeitet und veröffentlicht vor allem Ergebnisse von rechtspsychologischer Grundlagenforschung.
Ballistik
Die Ballistik befasst sich mit der Aufklärung von Delikten, die mit Schusswaffen begangen werden.
Computer-Forensik
IT-Forensik verwendet Software zur Ermittlung allgemeiner krimineller Handlungen und speziell zur Aufdeckung von Computerkriminalität.
Zweck der Analyse verschiedener körpereigener Materialien
Material .................................................... Analyse auf
Als berühmter Pionier der Forensik gilt Joseph Bell, das historische Vorbild der Romanfigur Sherlock Holmes. Ein weiterer Pionier war auch Archibald Reiss.
Die vergleichende Untersuchung von Handschriften - nicht zu verwechseln mit Graphologie (charakterologische Schriftdeutung) – zählt, neben Daktyloskopie und DNA-Analyse, zu den wenigen Methoden, anhand derer eine Personenidentifizierung möglich ist. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Methoden werden im Wesentlichen zwei Fragestellungen geprüft:
Ist eine fragliche Unterschrift echt oder gefälscht? Stammt eine fragliche Schreibleistung von einer bestimmten Person oder kann diese von der Urheberschaft ausgeschlossen werden?
Untersuchungsgegenstand kann jedes handschriftliche Erzeugnis werden. Die Palette ist bunt und reicht von Kreditkartenbelegen, Wechseln, Bestellscheinen, Quittungen, Testamenten, Abschiedsbriefen, Beleidigungs-, Droh- und Erpresserschreiben bis hin zu Sprühschriften und Graffitis.
Die Methode der Schriftvergleichung beruht auf der Annahme, dass jeder schreibkundige Mensch eine mehr oder weniger individuell geprägte und für ihn typische Handschrift besitzt. Diese unterliegt zwar - je nach Befindlichkeit des Schreibers - gewissen Schwankungen, ist aber dennoch in hohem Maße automatisiert. Dadurch bleibt das schreibertypische Grundgefüge in der Regel auch bei ungewöhnlichen Entstehungsbedingungen erhalten.
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die den Schreibvorgang beeinflussen können und bei der Bewertung des Befundbildes berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen:
altersbedingte Schriftentwicklung oder Schriftabbau Angleichung an die Umwelt (z.B. Familienähnlichkeiten) starke körperliche oder seelische Belastungen Alkohol-, Medikamenten- oder Drogeneinnahme ungewohnte Schreibsituationen (z.B. Schreiben im Stehen, im Bett, im Zug o.ä.) fehlende oder beeinträchtigte visuelle Kontrolle (z.B. Schreiben ohne Brille, im Dunkeln, Blindheit) Behinderung des Schreibarms (z.B. Verletzungen, Gips) Krankheiten, die die Graphomotorik beeinträchtigen (z.B. Gehirnverletzungen) Verstellung Nachahmung
Voraussetzung für die Erfassung aller wesentlichen aussagekräftigen Befunde sind in jedem Fall sorgfältige systematische Analysen, wie sie im BLKA von entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Sachverständigen mit optischen und lichttechnischen Geräten durchgeführt werden.
Die weitverbreitete Auffassung, ein schneller Blick und die Feststellung von zwei oder drei übereinstimmenden oder abweichenden Merkmalen reichten für eine Ergebnisfindung aus, ist ein Irrglaube.
In der Forensischen Informations- und Kommunikationstechnik werden digitale Spuren in strafgerichtlichen Verfahren gesichert, untersucht und bewertet. Die Bandbreite der untersuchten Gegenstände reicht hierbei vom PC über Computer der mittleren Datentechnik und Großrechner in Rechenzentren über elektronische Kassen bis hin zu digitalen Protokolldaten auf unterschiedlichsten Datensicherungsmedien.
Unsere Untersuchungen beschränken sich dabei keinesfalls auf Straftaten der Computerkriminalität. Die Laborarbeit wird vielmehr von Untersuchungen digitaler Spuren im Zusammenhang mit eher klassischen Straftaten wie Betrug, Fälschung und Rauschgiftkriminalität geprägt.
Zu allgemeinen Fragen über IT-Sicherheit, Internet, Datensicherung, Kinderschutz, WLAN und Viren empfehlen wir die Seiten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik: