Mörder wurde nie gefasst26. Dezember 2019 19:19; Akt: 26.12.2019
Ana Paula wurde erwürgt und «entsorgt»
Die Leiche der Prostituierten Ana Paula wurde im September 2006 im Allschwiler Wald gefunden. Bis heute hoffen die Ermittler auf Kommissar Zufall oder eine neue heisse Spur.
Eine Joggerin fand die Leiche der unter dem Szenenamen Ana Paula bekannten Prostituierten am frühen Samstagmorgen des 2. Septembers 2006 nackt in einem Waldstück bei Allschwil BL. Aufgrund des Spurenbilds wurde laut ersten Informationen der Polizei Basel-Landschaft sofort ein Kapitalverbrechen vermutet.
Markus Melzl, damaliger Sprecher der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt, erinnert sich gut: «Das war auch ein Basler Fall. Man vermutete, dass ein Freier sie bei der Claramatte aufgenommen hatte.» Wo die Tötung stattgefunden habe, wisse man nicht, vermutlich im Auto. «Es sah so aus, als hätte der Täter sie einfach aus dem Auto geworfen. Entsorgt sozusagen», sagt er.
Bei der Obduktion der Leiche sei eine Gewalteinwirkung im Bereich des Halses festgestellt worden, hiess es. Hinweise auf ein Sexualverbrechen gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Umgehend setzte die Polizei Basel-Landschaft eine 20-köpfige Sonderkommission ein. «Am Anfang geht man natürlich mit möglichst grosser Manpower an die Sache ran», sagt Melzl.
Soko arbeitet strukturiert
In der Sonderkommission arbeiteten auch Fahnder aus Basel-Stadt mit. «Ana Paula war seit Jahren unserem Fahndungsdienst bekannt», sagt Melzl. Eine Soko arbeite sehr strukturiert: «Der Verfahrensleiter vergibt Aufträge, die bis zur nächsten Sitzung ermittelt werden müssen. Ein Mitarbeiter sorgt für eine Aktenordnung. Dadurch werden Widersprüche erkennbar. Und so entstehen auch die nächsten Ermittlungsaufträge.»
Am nächsten Tag informierte die Baselbieter Polizei: Die Getötete sei bekannt als 31-jährige Brasilianerin, die seit zehn Jahren in der Schweiz gelebt und das Schweizer Bürgerrecht gehabt habe. Wohnhaft sei Ana Paula in Basel gewesen, aber ohne festen Wohnsitz. Per Steckbrief wurden im Kleinbasel Zeugen gesucht. Obwohl vom Ereignis eingeschüchtert, hätten viele Prostituierte kooperiert: Gefahndet wurde nach einem Mann mit DJ-Ötzi-Bärtchen, der einen grossen weissen Hund bei sich gehabt habe. Und nach einem roten Auto.
Medien berichteten aus dem Milieu
Die Medien recherchierten im Umfeld der Getöteten. Laut «SonntagsBlick »sei Ana Paula schizophren und kokainsüchtig gewesen. Sie habe bei einem Bekannten im Kleinbasel an der Haltingerstrasse 4 gelebt. Auch in der letzten Nacht ihres Lebens sei sie dort ein und aus gegangen. Am Abend vor der Tat habe sie noch auf der Claramatte angeschafft. Gegen 5 Uhr morgens habe sie das letzte Mal die Wohnung verlassen. Drei Stunden später sei sie von der Joggerin im Wald gefunden worden.
Ausserdem: Ana Paula soll zwei Kinder in der Schweiz gehabt haben. Sie soll auch zwei Kinder in Brasilien gehabt haben. Die «Basler Zeitung» schrieb, ihr Schweizer Ehemann, dem sie als junge Frau in die Schweiz gefolgt gewesen sei, stamme aus einer gutbürgerlichen Familie. Ana Paula habe dort regelmässig nach Geld gefragt. Ihre Leiche sei nach Brasilien überstellt worden.
Verfahren noch offen
Am 11. September 2006 richtete sich die Polizei Basel-Landschaft erneut an die Öffentlichkeit mit einer Belohnung von 5000 Franken für den entscheidenden Hinweis. Ana Paula sei letztmals am Morgen des 2. Septembers 2006 zwischen 5 und 6 Uhr vor dem Haus an der Haltingerstrasse 4 im Kleinbasel gesehen worden. Die Belohnung wird auch noch heute ausgestellt.
Es gingen weit über 100 Hinweise bei der Polizei ein. Keiner brachte den erhofften Durchbruch. «Irgendwann ist der Lappen ausgerungen. Man startet noch einmal einen Presseaufruf. Aber nach und nach widmen sich die Detektive wieder ihren ordentlichen Aufgaben.» So auch im Fall Ana Paula. Bis heute ist das Verfahren bei der Baselbieter Staatsanwaltschaft hängig, weshalb die Behörde zum Fall keine Auskünfte erteilt.
Immerhin: Am Tatort konnte DNA sichergestellt werden. Diese konnte aber keiner Person zugeordnet werden. Ein Tötungsdelikt verjährt nach 20 Jahren. «Es sei denn, das offene Verfahren wird dank eines verfahrensrelevanten Hinweises wieder aufgenommen», so Melzl.
Wer sah zuletzt «Ana Paula»? Weitere Informationen und Fragen
ALLSCHWIL BL. pol.- Wie die Polizei Baselland bereits berichtete (siehe «Aktuelles vom 2.9.2006 - Ältere Nachrichten ansehen»), wurde am Samstagmorgen, 2. September 2006, durch eine Drittperson in einem Waldstück in Allschwil BL eine weibliche Leiche gefunden. Die entsprechende Meldung war um 8.21 Uhr in der Alarmzentrale der Polizei Basel-Landschaft in Liestal eingegangen. Die sofort angerückten Polizeikräfte entdeckten wenige Meter neben der Oberwilerstrasse (Kantonsstrasse/im Volksmund «Napoleonstrasse») in einem kleinen Graben eines Waldweges eine nackte weibliche Leiche.
Aufgrund des Spurenbildes und der bisherigen Erkenntnisse muss die Polizei Basel-Landschaft von einem Tötungsdelikt ausgehen.
Inzwischen hat die wegen des vermuteteten Tabestandes eines Kapitalverbrechens einberufene Sonderkommission (SoKo) weitere Fakten zu diesem Mordfall bekannt gegeben:
Beim Opfer handelt es sich um eine 31-jährige Frau brasilianischer Herkunft, welche seit rund 10 Jahren in Basel wohnte und mittlerweile über das Schweizer Bürgerrecht verfügte. Die Frau war als Prostituierte (Strassenstrich, Gebiet Claramatte) tätig und wohnte in der Stadt Basel. In der Szene war sie unter dem Namen «Ana Paula» bekannt. Weitere Angaben zur Person sind gemäss Polizei «mit Rücksicht auf das laufende Verfahren und die laufenden Ermittlungen» nicht erhältlich. Zum Motiv bestehen zum jetzigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse.
Die Polizei Basel-Landschaft bittet die Bevölkerung um Mithilfe bei der Beantwortung folgender Fragen:
• Wer kannte "Ana Paula"?
• Wer weiss, wo "Ana Paula" zuletzt wohnhaft war?
• Wer kann Angaben machen, wo sich «Ana Paula» am Freitag abend und/oder in der Nacht auf Samstag, 2. September 2006, aufgehalten hat und mit wem sie allenfalls unterwegs war.
Hinweise aller Art, auch über Fahrzeuge und/oder Personen, welche in der Nacht auf Samstag, 2. September 2006, im Gebiet «Napoleonstrasse» Allschwil/Oberwil sowie im Gebiet Claramatte Basel verdächtig aufgefallen sind, sind erbeten an die Polizei Basel-Landschaft, Telefon 061 926 35 35 oder via Notruf 117 oder 112. Sämtliche Hinweise werden absolut diskret und vertraulich behandelt.
Zwecks Klärung dieses mutmasslichen Kapitalverbrechens hat die Polizei Basel-Landschaft mit sofortiger Wirkung eine rund 20-köpfige Sonderkommission eingesetzt. Zur Klärung von Kapitalverbrechen sind die ersten 24 bis 48 Stunden von zentraler Bedeutung. Daher tätigt die Sonderkommission derzeit praktisch rund um die Uhr äusserst intensive Abklärungen aller Art.
Als Todesursache wurde bei der Obduktion der Leiche eine Gewalteinwirkung gegen den Hals fest gestellt. Hinweise und Erkenntnisse auf ein Sexualverbrechen gibt es bis zur Stunde keine. Ob der Fundort mit dem Tatort identisch ist, steht derzeit noch nicht fest.
Das Statthalteramt Arlesheim hat ein entsprechendes Verfahren gegen Unbekannt eröffnet.
Für die Dauer der aufwändigen Bergungsarbeiten und die intensive Spurensicherung blieb die Oberwilerstrasse am Samstag, 2. September 2006, zwischen dem Gymnasium Oberwil und dem Gebiet Spitzwald in Allschwil von 08.30 Uhr bis gegen 16.00 Uhr komplett gesperrt. Der Verkehr wurde lokal umgeleitet.
Eine Prostituierte fällt einem brutalen Mörder in die Hände. Auch 16 Jahre später ist die Tat ungeklärt. Die Polizei setzt Profiler ein und gewinnt interessante neue Erkenntnisse.
ALLSCHWIL BL: Cold Case Ana Paula – «Die Tötung war absolut zielgerichtet» Am 2. September 2006 wurde die Leiche der Prostituierten Ana Paula von einer Joggerin im Allschwiler Wald gefunden. In den zwei Stunden zuvor wurde sie getötet. Vom Mörder fehlt bis jetzt jede Spur. von Lukas Hausendorf
Hier im Allschwiler Wald im Bereich «Senke» wurde die Leiche der Prostituierten am 2. September 2006 um 8.15 Uhr von einer Joggerin gefunden.
Polizei BL
Nur zwei Stunden zuvor wurde Ana Paula noch lebend an der Haltingerstrasse 4 gesehen. Hier fand sie in den Tagen zuvor Unterschlupf bei einem drogenabhängigen Bekannten.
Cold Case Ana Paula – überführt der Phänotyp den Täter?
Seit Anfang August dürfen Strafverfolgungsbehörden in der Schweiz DNA-Spuren auf phänotypische Merkmale auswerten. Liefern diese neue Hinweise im grössten Cold Case der Baselbieter Staatsanwaltschaft?
4. August 2023, 09:18
Darum gehts
Seit dem 1. August ist in der Schweiz ein neues Gesetz in Kraft, das die Auswertung von DNA auf äusserliche Merkmale der Täterschaft erlaubt.
Die sogenannte DNA-Phänotypisierung könnte entscheidende neue Hinweise bei ungelösten Fällen liefern.
So auch beim ungelösten Mordfall Ana Paula. Die Baselbieter Staatsanwaltschaft ist mit ihren Erwartungen aber zurückhaltend.
Es war ein milieubekannter Mann, der die Basler Prostituierte Ana Paula am 2. September 2006 erdrosselt und nackt im Allschwiler Wald abgelegt hatte. Eine Joggerin hatte ihre Leiche um 8.15 Uhr entdeckt. Nur zwei Stunden früher wurde Ana Paula noch lebend in der Basler Haltingerstrasse gesehen. Aufgrund des Täterprofils, das ein Münchner Profiler erstellt hatte, geht die Baselbieter Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Täter zum Tatzeitpunkt zwischen 25 und 35 Jahre alt war und den Mord sorgfältig geplant hatte.
Vergangenen November wurde das Täterprofil der Öffentlichkeit präsentiert und der Fall in der bekannten Sendung «Aktenzeichen XY … ungelöst» einem Millionenpublikum präsentiert. Nachdem eine Belohnung von 20’000 Franken für Hinweise auf den Täter ausgelobt worden war, gingen auch neue Hinweise ein. «Denen gehen wir nach wie vor nach», erklärt Michael Lutz, Sprecher der Baselbieter Staatsanwaltschaft, auf Nachfrage. Zu einer Festnahme sei es bisher noch nicht gekommen.
Das kann die Phänotypisierung
Seit dem 1. August haben die Ermittler nun aber ein neues Werkzeug zur Hand, das ihnen weitere wertvolle Hinweise geben könnte. Seither ist das neue DNA-Gesetz in Kraft, das die phänotypische Auswertung von DNA-Spuren erlaubt. «Dank der Phänotypisierung kann die Polizei zum Beispiel im Einzelfall mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Tatortspur von einem ca. 45-jährigen, braunhaarigen Mann westeuropäischer Herkunft mit grünen Augen stammen dürfte», schreibt das Bundesamt für Polizei Fedpol in einer Mitteilung.
«Der Heuhaufen wird kleiner»
«Wir hatten das beim Fall Ana Paula auch schon auf dem Radar», sagt Michael Lutz. Denn möglicherweise vom Täters stammende DNA ist vorhanden. Damit könnte zumindest das Täterprofil validiert werden und mögliche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Bei der Baselbieter Staatsanwaltschaft ist man bezüglich Erwartungen aber zurückhaltend. «Bei der Suche nach einer gänzlich unbekannten Täterschaft wird der Heuhaufen, in dem man stochert, einfach kleiner», so Lutz.
ZitatEs war ein milieubekannter Mann, der die Basler Prostituierte Ana Paula am 2. September 2006 erdrosselt und nackt im Allschwiler Wald abgelegt hatte.
Wenn man das doch weiß, muss ja seine DNA vorhanden sein? Verstehe ich nicht.
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Es konnte am Tatort DNA gesichert werden, die wahrscheinlich dem Täter zuzuordnen ist. Und seit August ist es erlaubt, aus der DNA Merkmale abzuleiten, die sog Phänotypisierung, die äußerliche Merkmale dieses DNA- "Besitzers" beschreibt. Zb Herkunft (Region), Haarfarbe, Augenfarbe. Aus der Phänotypisierung kann man NICHT das aktuelle Alter ermitteln und auch nicht, ob der DNA Träger milieubekannt am Basler Strich ist oder ein Züricher Bankier oder ein Klimakleber in Berlin und ob er am 24.12. Geburtstag hat - das ist absoluter Blödsinn.