Zeugen gesucht Raubmord an 78-jähriger Rentnerin - Zeugen gesucht Tatzeit 7. Oktober 2005; Tatort Motzstraße in Schöneberg, 5.000 € Belohnung für Hinweise
Von ihrem 15-jährigen renkel ist die Russin Fira Miller am 7. Oktober 2005 tot in ihrer Wohnung in der Motzstraße 43 in Schöneberg gefunden worden.
Nachdem sich die 78-jährige morgens bei ihren Angehörigen nicht telefonisch meldete, was sie sonst täglich tat, suchte ihr Urenkel die im fünften Stock gelegene Zweizimmerwohnung gegen 12 Uhr 30 auf. Er fand Fira Miller, die auf dem Fußboden des Wohnzimmers lag und alarmierte einen Notarzt, der jedoch nur noch den Tod feststellen konnten.
Eine Vielzahl von Behältnissen in der Wohnung waren geöffnet und deren Inhalt auf den Boden geworfen. Offenbar war nach Wertsachen gesucht worden. Bei der gestern durchgeführten Obduktion wurde festgestellt, dass die Seniorin erwürgt worden war. Die Tat dürfte am Morgen oder in den Vormittagsstunden des 7. Oktober 2005 geschehen sin. Da die Wohnungstür unbeschädigt war, gehen die Ermittler davon aus, dass das Opfer den Täter selbst hineinließ.
Wie die Polizei zwischenzeitlich ermittelte, betrieb die Frau aus ihrer Wohnung heraus einen schwunghaften Handel mit Kaviar. Bei der Tartortarbeit fanden die Beamten eine Menge, die weit über einen möglichen Eigengebrauch liegt und einen geschätzten MArktwert von mehreren 10.000 Euro haben dürfte. Vermutlich aus diesem Grunde empfing sie regelmäßig und kurzzeitig Besucher zu unterschiedlichsten Tageszeiten.
Die Kriminalpolizei bittet um Mithilfe und fragt:
Wer kannte Fira Miller und kann Angaben über ihr Umfeld machen? Wer hat Fira Miller gestern noch gesehen? Wer hat am Freitag in den Morgen- bzw. Vormittagsstunden verdächtige Personen am Haus Motzstraße 43 oder in der Umgebung bemerkt? Wer kann Angaben zum Tötungsdelikt machen? Wer kann Angaben zur Person und den Lebensumständen der getöteten machen und insbesondere etwas zu dem Kaviarhandel sagen, der aus der Opferwohnung heraus betrieben wurde? Wer hatte Kontakt zum Opfer? Wer kann sonst Hinweise zur Tat oder zum Täter machen?
Der Polizeipräsident in Berlin hat eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro für Hinweise ausgesetzt.
Hinweise, die ggf. vertraulich behandelt werden, bitte an die 6. Mordkommission in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Rufnummer (030) 4664-911601 oder an jede andere Polizeidienststelle.
Mordfall Miller: Kripo findet geschmuggelten Kaviar am Tatort Die 78jährige Frau war vermutlich in lukrative illegale Geschäfte mit Delikatessen verwickelt - Stör-Eier im Wert von 30 000 Euro sichergestellt
Von Tanja Laninger, Hendrik Schultz
Die ermordete Fira Miller hat nach Erkenntnissen der Kripo ihre Rente auf ungewöhnliche Weise aufgebessert: "Sie hat aus ihrer Wohnung heraus einen schwunghaften Handel mit Kaviar betrieben", sagt Hans-Werner Kehlenbeck, Vize-Chef der 6. Mordkommission. Seine Kollegen fanden in Millers Zwei-Zimmer-Wohnung an der Motzstraße 43 in Schöneberg etliche Gläser mit einem Gesamtwert von etwa 30 000 Euro. "Diese Menge liegt weit über dem möglichen Eigengebrauch", sagt Kehlenbeck.
Die 78jährige Rentnerin war am vergangenen Freitag mittag von ihrem Urenkel (15) tot in ihrer Wohnung gefunden worden. Sie hatte ihrem Mörder offenbar selber die Tür geöffnet - das Schloß war unbeschädigt. Der Täter erwürgte die Frau und durchwühlte Schränke und Schubladen und kippte Vasen aus. Doch das "schwarze Gold" ließ er links liegen. "Das schließt aber nicht aus, daß er aus dem Umfeld stammt, in dem Frau Millers Nebeneinkünfte bekannt waren", sagt ein Ermittler.
Da die betagte Frau schlecht zu Fuß war, nehmen die Ermittler an, daß die Ware ihr ins Haus gebracht wurde. Doch die Nachbarn haben keine verdächtigen Lieferanten bemerkt. Denn zu Millers Wohnung im fünften Stock unterhalb des Dachgeschoßes führt ein Fahrstuhl, den alle Hausgäste ohne Schlüssel benutzen können.
Der Handel mit dem mit hohen Zöllen belegten "schwarzen Gold" muß durchaus konspirativ vonstatten gegangen sein. "Sie hat mir nie Kaviar angeboten", sagt Elena A. Die Frau stammt wie Fira Miller aus Rußland und wohnt seit Jahren auf demselben Stockwerk. "Frau Miller hat gelegentlich Pakete mit Modeartikeln für mich in Empfang genommen - umgekehrt hat aber keiner etwas für Frau Miller bei mir abgegeben", sagt Elena A.
Dennoch, so haben die Ermittlungen der Mordkommission ergeben, hat Frau Miller immer wieder regelmäßig und kurzzeitig Besucher zu unterschiedlichen Tageszeiten empfangen. Unklar ist aber bislang, wer die Lieferanten und Abnehmer waren - ob Restaurants, Geschäfte oder Einzelpersonen, die die Delikatesse aus dem Kaspischen Meer zu schätzen wissen. Ein großer Teil des Erlöses für die illegale Ware wird für Schmiergelder benötigt. Nutznießer sind in erster Linie Polizisten und andere Behördenvertreter in Rußland oder Aserbeidschan.
An den Ermittlungsergebnissen im Fall Miller hat auch die Zollfahndung Interesse. "Wir werden uns in den kommenden Tagen an die Kollegen wenden", sagt Sachgebietsleiterin Shirley Glanz, die bei den Fahndern für die Bekämpfung des Einfuhrschmuggels zuständig ist.
Ziel der Täter ist es, Einfuhrzölle und Handelsbeschränkungen zu umgehen. Erst am vorigen Freitag faßten mobile Zollfahnder in Frankfurt (Oder) einen polnischen Lkw-Fahrer, der in seinem Kühlschrank 20 Büchsen "Astrakhan-Kaviar" zu je 500 Gramm versteckt hatte.
"Der Steuerschaden liegt bei 300 Euro pro Kilogramm", sagt Glanz. Im vergangenen Jahr stellten die Fahnder bei drei großen Aufgriffen jeweils 20, 30 und 40 Kilogramm russischen Kaviar sicher.
Unter den Tätern war ein eingebürgerter Russe, der am Bahnhof Lichtenberg mit 40 Kilogramm Kaviar im Gepäck eintraf. Sei Ziel war Berlin, doch oft ist Deutschland aus geographischen Gründen nur Durchgangsland für den Schmuggel nach Frankreich und Großbritannien. Die Transporteure machen sich der verbotswidrigen Einfuhr und Steuerhinterziehung schuldig.
So wurde Ende 2003 ein Mann zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und 1000 Euro Geldstrafe verurteilt. Er hatte 112 Kilo Kaviar eingeschmuggelt, Steuerschaden: 32 000 Euro.
Die Mordkommission hat für Hinweise, die zur Klärung des Verbrechens führen, eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt. Sie fragt, wer Kontakt zum Opfer hatte, oder sonstige Angaben machen kann - insbesondere zum Kaviarhandel des Opfers.