Zeugen gesucht Mord an Schuhmacher - 5.000,-€ Belohnung ausgesetzt Tatzeit 17. Januar 2006; Tatort Emserstraße in Neukölln
Eine Belohnung in Höhe von 5.000,-€ hat der Polizeipräsident in Berlin für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung des Mordes an Franz Quenstedt führen.
Am 17. Januar 2006 gegen 16 Uhr 25 wurde von der Feuerwehr der 68-jährige Franz Quenstedt tot in seiner Wohnung in der Emser Straße 34 aufgefunden. Ein Bekannter, der das Opfer besuchen wollte, es aber nicht antraf, alarmierte aus Sorge die Feuerwehr. Die durchgeführte Obduktion ergab Stichverletzungen im Oberkörper als Todesursache.
Der 68-Jährige wurde am 17. Januar 2006 gegen 12 Uhr letztmalig lebend in seiner Schuhreparaturwerkstatt, die gleichzeitig seine Wohnanschrift war, lebend gesehen.
Die Ermittlungen ergaben inzwischen, dass Herr Quenstedt Opfer eines Raubes wurde. Vermutlich nahm der Täter Geld aus dem Portemonnaie des Überfallenen. Folglich besteht die Möglichkeit, dass diese Geldscheine Blutspuren aufweisen. Der Verlust weiterer Wertsachen konnte bislang nicht festgestellt werden. Die Tatwaffe, vermutlich ein Messer, wurde bisher ebenfalls nicht aufgefunden.
Des Weiteren gibt es Anhaltspunkte darauf, dass ein bisher Unbekannter Geschäftsleuten in Tatortnähe unverzollte Zigaretten zum Verkauf angeboten hat. Eine Beschreibung dieser Person liegt nicht vor. Inwieweit hier ein Tatzusammenhang bestehen könnte, kann derzeit nicht bewertet werden.
Die Tatortbearbeitung sowie Befragungen aus dem Opfer-Umfeld dauern an.
Die Kriminalpolizei fragt:
Wer hat am 17. januar 2006 in der Zeit zwischen 12 und 16 Uhr 30 verdächtige Wahrnehmungen im Bereich der Schumacherwerkstatt gemacht? Wer kann Angaben zu dem vermeintlichen Zigarettenanbieter machen? Wer kannte das Opfer und kann Angaben zu seinem Bekanntenkreis und zu seinen Lebensgewohnheiten machen? Wem sind seit dem 17. Januar 2006 Geldscheine angeboten worden, die evtl. Blutspuren aufwiesen? Wer kennt Personen, die im Besitz von blutverschmutzten Geldscheinen sind?
Kunden des Opfers werden gebeten, sich mit der 5. Mordkommission in Verbindung zu setzen. Hinweise nimmt das LKA 115 in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Rufnummer (030) 4664 - 911502 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Seit 37 Jahren führte er sein kleines Geschäft in der Emser Straße. Franz Quenstedt war die gute Seele seines Kiezes, freundlich und hilfsbereit. Weihnachten reparierte er seinen Kunden die Schuhe sogar gratis. Jetzt wurde er mit zwei Messerstichen in die Brust umgebracht
19. Januar 2006 00:00
Wer hat den braven Schuhmacher aus Neukölln erstochen?
Neukölln – Knapp vier Jahrzehnte war er die Seele vom Kiez an der Emser Straße: Schuhmachermeister Franz Quenstedt (68). Ein gutmütiger, älterer Herr mit Brille. Ein richtiger Schuster, keiner von diesen Minutenflickern. Am Dienstag zwischen 12 Uhr mittags und 16.30 Uhr wurde er umgebracht. Erstochen hinter der Tür seiner kleinen Wohnung im Laden (BZ berichtete).
Er hätte sich längst zur Ruhe setzen können, doch Quenstedt liebte den Kontakt zu seinen Kunden und Nachbarn. „Was soll ich zu Hause rumsitzen, ich mache lieber weiter“, wiederholte er immer wieder, wenn alte Stammkunden fragten. Einige kannten ihn seit 37 Jahren. „Er war herzensguter und großzügiger Kerl, zu Weihnachten und zu Ostern machte er mir die Schuhe sogar umsonst“, sagt Dorothea Giese (64), die seit 50 Jahren in der Emser Straße wohnt. „Wer bringt so einen lieben Menschen nur um?“ Immer wieder kamen gestern Nachbarn mit Blumen zu dem kleinen Laden. Kerzen brannten auf dem Fenstersims. Ein Kiez trägt Trauer.
In seinem Laden hatte Franz der Schumacher gerade an Kinderschuhen für seinen einjährigen Enkelsohn Janek gearbeitet. Am Freitag sollte der Kleine sie zum Geburtstag bekommen.
Der in Schöneweide geborene Schuster war Familienmensch, am Alexanderplatz lernte er sein Handwerk. Quenstedt war ein lebenslustiger Mann: dreimal verheiratet, er hinterläßt zwei Kinder, Enkeltochter Romina (19) und Urenkel Janek. „Als Janek geboren wurde, war er erst gar nicht erfreut“, erzählt Enkelin Romina. „Ich mußte mit der Schule aufhören. Als er Janek aber zum ersten Mal auf dem Arm hatte, war er total in den Jungen verschossen.“
Vor dem Mauerbau suchte er sein Glück in der Schweiz
Kurz vor dem Mauerbau war Quenstedt in die Schweiz gegangen und hatte sich dort zum orthopädischen Schuhmacher ausbilden lassen. Vor 37 Jahren eröffnete er seinen Laden in der Emser Straße. Hinter dem Geschäft eine Zweizimmerwohnung mit Küche, Bad und Ofenheizung. Alle drei Jahre Urlaub bei Freunden in Tirol. Ein bescheidenes Dasein, die kleine Rente reichte nicht zum Leben.
Immer wieder versuchte ihn Schwester Anneliese zu überreden, doch zu ihr nach Schöneweide zu ziehen. Franz kam aber von seinen Kiez nicht los, wollte niemandem zur Last fallen.
Jetzt jagt die Polizei den Mörder des braven Schuhmachermeisters. Franz Quenstedt ist mit zwei Stichen in die Brust umgebracht worden. Obwohl der Schuster selten viel Geld in der Kasse hatte, wird auch ein Raubmord nicht ausgeschlossen. Kripobeamte durchkämmten gestern den Kiez nach Spuren und der Tatwaffe, sogar Papierkörbe wurden durchsucht.
Die 5. Mordkommission sucht dringend Zeugen. Hinweise unter Tel.: 4664 911 502.
Polizei sucht in "Aktenzeichen XY" nach Hinweisen im Fall Franz Quenstedt
Der bislang ungeklärte Mord an dem Berliner Schuhmacher Franz Quenstedt ist heute um 20.15 Uhr Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" (www.aktenzeichenxy.de).
Der 68jährige Franz Quenstedt war am 17. Januar tot in seiner Wohnung an der Emser Straße 34 in Neukölln aufgefunden worden. Er war an mehreren Stichverletzungen im Oberkörper gestorben. Das Opfer war am selben Tag gegen 12 Uhr zuletzt lebend in seiner Schuhreparaturwerkstatt in Neukölln gesehen worden. Vermutlich entwendete der Täter Geldscheine aus dem Portemonnaie des Opfers, auf denen eventuell sogar Blutspuren zu finden sind. Die Kriminalpolizei will wissen: Wer hat am 17. Januar in der Zeit zwischen 12 und 15.30 Uhr verdächtige Beobachtungen rund um den Tatort gemacht? Wer kann etwas zu einem Unbekannten sagen, der in Tatortnähe unverzollte Zigaretten an Geschäftsleute verkaufte? Wer kennt Personen, die im Besitz von blutverschmutzten Geldscheinen sind? Wer kann Angaben zu Opfer und Bekanntenkreis machen? Der Berliner Polizeipräsident hat für die Aufklärung des Falls schon im März eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Auch in anderen Mordfällen bittet die Berliner Polizei um Mithilfe (www.polizei.berlin.de). Dabei geht es etwa um einen 50jährigen, der am 19. Juni tot in seiner Wohnung in Weißensee aufgefunden wurde und um einen Türsteher, der am 24. Dezember 2005 in Schöneberg erstochen wurde.