Zeugen gesucht Mumifizierter Leichnam im Monbijoupark identifiziert - Fragen der Mordkommission Tatzeit 8. Mai 2006; Tatort Monbijoupark in Mitte
Der am Abend des 8. Mai 2006 im Monbijoupark entdeckte Leichnam einer Frau ist identifiziert worden. Wie berichtet, hatte der Hund einer Spaziergängerin gegen 21 Uhr 25 im Park an der Oranienburger Straße an einem Erdhaufen angeschlagen. Damals fanden umfangreiche Erdbaumaßnahmen statt. Bei der Nachschau entdeckten Ermittler den mumifizierten Körper einer Frau, der in Textilien gehüllt war. Bei der Obduktion wurde Gewalt gegen den Hals als Todesursache festgestellt.
Nach intensiven Ermittlungen einer Mordkommission sowie kriminaltechnischen Untersuchungen, insbesondere am DNA-Muster der Mumie, steht inzwischen definitiv fest, dass es sich um den Leichnam der türkischen Staatsangehörigen Kevser KURT handelt. Ihr Ehemann gab an, dass seine damals 29 Jahre alte Frau bereits am Vormittag des 9. August 1992 die gemeinsame Wohnung in Schöneberg verlassen hatte, ohne ein Ziel anzugeben. Seitdem hatten weder er noch die damals neun und zwölf Jahre alten Kinder der Frau etwas von ihr gehört. Die zunächst von der Vermisstenstelle und später von der 7. Mordkommission geführten Ermittlungen erbrachten keine Hinweise auf den Verbleib der Frau. Da es jedoch höchst unwahrscheinlich erschien, dass sie freiwillig ihr Lebensumfeld verließ, ohne sich jemals wieder bei ihren Kindern zu melden, wurde bereits damals das Vorliegen eines Tötungsdelikts nicht ausgeschlossen. Es muss davon ausgegangen werden, dass Kevser KURT unmittelbar nach ihrem Verschwinden getötet wurde. Bei dem Fundort handelt es sich nicht um den Tatort. Wo sich dieser befindet, ist derzeit nicht bekannt.
Die Kriminalpolizei fragt:
Wer kannte Kevser KURT und kann Angaben zu ihrem Umfeld machen? Wer kann sonst Hinweise geben, die zur Klärung der Tat führen könnten?
Hinweise nehmen die Ermittler der 6. Mordkommission in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Rufnummer (030) 4664 - 91 16 01 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
GRUSEL-Fund Die Mumie vom Monbijou-Park schockte ganz Berlin Gefesselt, ermordet und dann vergraben
Von Claudia Keikus p20.03.07, 00:00 Uhr
Mitte - Sie war das größte Rätsel des vergangenen Jahres - die Fesselmumie aus dem Monbijoupark. Ein Spaziergänger hatte die Leiche am 8. Mai in einem Erdhaufen entdeckt. Jetzt, nach zehn Monaten, gelang den Kriminaltechnikern der Polizei eine Sensation - sie identifizierten die unbekannte Tote. Es ist Kevser Kurt (29), eine Türkin, die vor 15 Jahren unter mysteriösen Umständen verschwand.Sie war jung, sie war schön und sie war gefangen in einer schlimmen Ehe. Kevser Kurt wollte sich scheiden lassen. Doch bevor es dazu kam, verschwand sie spurlos. Das war am 9. August 1992. Ein Sommer-Sonntag, an dem die Mutter von zwei Kindern plötzlich ihre Drei-Zimmer-Wohnung am Grazer Damm in Schöneberg verließ. Das sagt auf jeden Fall ihr Mann Riza. Er meldete sie auch an diesem Abend vermisst.Die Polizei hatte Zweifel, ging von einem Verbrechen aus. Denn den Ermittlern schien ausgeschlossen, dass Kevser Kurt freiwillig ihre Kinder verlassen hatte. "Das hätte sie nie im Leben getan", sagte ihr Bruder Ismet Cetin damals dem KURIER. Kevsers Mann geriet unter Verdacht. Denn Nachbarn berichteten von vielen Streitereien. Kevser soll sich mit Tochter Tülin (damals 9) und Sohn Tayfun (damals 12) sogar einmal ins Frauenhaus geflüchtet haben.Jetzt, nach dem Fund ihrer Leiche, wissen die Fahnder, das sie Recht hatten. Es war ein eiskalter Mord. Kevser war gefesselt und erdrosselt worden. "Sie starb kurz nach ihrem Verschwinden. Der Fundort im Monbijoupark war nicht der Tatort", sagt Chefermittler Bernhard Jaß.Die Identifizierung der Mutter, für ihre Kinder war es ein Schock. Tochter Tülin brach zusammen. Jaß: "Mit so einer Mitteilung zerstört man jeden Funken Hoffnung." Ihr Bruder Tayfun ist mit seinem Vater Riza im Türkei-Urlaub. Der hat wieder geheiratet und einen kleinen Sohn (10).Die Polizei sucht Menschen, die sich an Kevser Kurt erinnern. Hinweis-Tel. 4664 911 601.------------------------------InfoDER FALLEin Leichenfund und eine Vermisste - ein Puzzle für die Polizei. Größe, Geschlecht, Gewicht, mit den äußerlichen Merkmalen suchten Fahnder in der Vermisstendatenbank. Dann Abgleich der DNA. Die war von Kevser Kurt gesichert, da sie immer als potenzielles Mordopfer galt.------------------------------BU: Kevser Kurt - während ihre Kinder, ihre Familie 15 Jahre hofften, lag ihre Leiche verbuddelt im Monbijoupark. Fotos: Oberst, Xamax, Polizei, ddpBU: Kevser Kurt wurde erdrosselt. Die Mordwaffe, das Seil, war um den Hals der Toten geschlungen.
geboren:1963 ermordet: 9. August 1992 Wohnort: Berlin Herkunft: Türkei Kinder: 1 Sohn (zur Tat 12 J.), 1 Mädchen (9 J.) Täter: Bislang gibt es keinen Prozess. Der damalige Ehemann wurde zwar befragt, es ergab sich aber kein dringender Tatverdacht gegen ihn.
Im März 2007 wird der Türke Riza Kurt mehrere Stunden bei der Berliner Polizei befragt. Er hatte seine Frau Kevser im August 1992 (also vor 15 Jahren) als vermisst gemeldet. Die Mordkommission hatte ermittelt, aber nicht einmal die Leiche gefunden. Diese tauchte erst im Mai 2006 im Berliner Monbijoupark auf. Trotz der Verwesung konnte man einen unnatürlichen Tod durch „Gewalt gegen den Hals“ nachweisen. Die damals 29-jährige wurde erwürgt oder erdrosselt.
Mit 14 Jahren war Kevser verheiratet worden, mit 17 hatte sie ihr erstes Kind bekommen, mit 20 ihr zweites. Es heißt, dass Kevser mit ihren Kindern bereits einmal ins Frauenhaus geflüchtet gewesen sei.
Sie sei dann um ihrer Kinder Willen zurückgekehrt. Zum Tatzeitpunkt war die Scheidung eingereicht. Kevsers Leiche wird im März 2007 in der Türkei beigesetzt.
Tayfun war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 12 Jahre alt. Gestern kam er mit seinem Vater nach Berlin zurück. , Kann der Sohn der Mumie das Mordrätsel lösen?
Das Todes-Rätsel um die Mumie aus dem Monbijoupark. Wer ermordete die schöne Türkin Kevser Kurt, verscharrte ihren Leichnam im Park? 15 lange Jahre hat ihr Sohn Tayfun (26) mit der Ungewissheit über das Schicksal seiner Mutter gelebt. Nach der Schocknachricht kehrte er gestern aus dem Türkei-Urlaub nach Berlin zurück. Mit seinem Vater Riza (46), der noch am Flughafen Tegel festgenommen wurde.
„Wir haben am Montag erfahren, dass die Leiche aus dem Park meine Mama sein soll“, sagt Tayfun Kurt. „Ich bin unsagbar traurig. Mein Vater und ich hatten sofort einen Rückflug gebucht.“ Gestern um 9.35 Uhr landete die Maschine aus Istanbul in Berlin. Auf Riza Kurt warteten schon die Ermittler der 6. Mordkommission, die ihn als Tatverdächtigen mitnahmen. Tayfun glaubt nicht, dass sein Vater mit dem Tod der Mutter etwas zu tun hat. „Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Er will das Verbrechen aber lückenlos aufgeklärt wissen. „Wer mich zu ihrem Mörder führt, bekommt 50 000 Euro Belohnung.“ Tayfun war 12, Schwester Tülin 9 Jahre alt, als die Mutter für immer aus ihrem Leben verschwand. Die Eltern lebten in Scheidung. Die große Liebe, die für Kevser mit 14 Jahren an der Riesengebirgs-Hauptschule begonnen hatte, war später an der Ehe zerbrochen. Nach ihrem Verschwinden geriet Ex-Ehemann Riza sofort unter Verdacht. Der blieb bei der Version, dass Kevser ihre Familie einfach mit gepackten Taschen verlassen hatte.
„Ich habe immer geglaubt, sie habe irgendwo einen neuen Mann gefunden, noch mal eine Familie gegründet“, sagt Tayfun Kurt. Ihre letzte Ruhe soll Kevser Kurt jetzt auf dem islamischen Friedhof am Columbiadamm finden. Der Sohn will sich um die Beerdigung kümmern. Und er hofft, dass sein Vater mit ihm trauern kann. Der wurde gestern lange von der Polizei vernommen, kam erst am Abend wieder frei. Über das Ergebnis hält man sich bedeckt. Chefermittler Bernhard Jass: „Wir ermitteln weiter.“
Mordfall Kamecki Aufklärung mit 13 Jahren Verspätung
Von Elmar Schütze p21.01.14, 18:36 Uhr
Es ist immer nicht ganz leicht, das Ergebnis einer Arbeit vorzustellen, die nicht von einem selbst ist. Noch dazu, wenn man damit erklären soll, wie ein Mensch vor fast 14 Jahren zu Tode gekommen ist. In dieser Rolle war am Dienstag Berlins oberster Rechtsmediziner Michael Tsokos von der Charité. Er stellte vor der 7. Großen Strafkammer des Landgerichts in Moabit das Gutachten über die Todesursache von Stanislaw Kamecki vor.
Der 80-jährige gebürtige Weißrusse war in der Nacht zum 1. August 2000 auf dem Straßenstrich an der Kurfürstenstraße in Schöneberg erschlagen aufgefunden worden – nur wenige Stunden, nachdem er als Tourist am Bahnhof Zoo angekommen war. Wie berichtet, kommt der lange zurückliegende Fall erst jetzt vor Gericht, nachdem die Staatsanwaltschaft ihn jahrelang zu den Akten gelegt hatte.
Rechtsmediziner Tsokos selbst ist erst seit 2007 in Berlin. Also zitierte er vor Gericht aus dem Obduktionsprotokoll, das zwei damals tätige Berufskollegen angefertigt hatten. Demnach ist Kamecki durch stumpfe Gewalt, aber ohne Werkzeug wie etwa ein Messer oder einen Stein, so schwer verletzt worden, dass er wahrscheinlich binnen Minuten starb. Bei der Leichenschau waren fünf Brüche des Jochbeins diagnostiziert worden, auch die Augenhöhlen waren gebrochen, außerdem hatte der Mann durch die Schläge eine Gehirnblutung erlitten. Schließlich erstickte er am eigenen Blut, das er eingeatmet hatte.
Widerstreitende Aussagen
Für Tsokos ist nach Aktenlage klar, dass Kamecki erschlagen worden ist. Er widersprach damit Äußerungen, die der Angeklagte, der 32-jährige Björn L., vor einiger Zeit gemacht haben soll. Vor Gericht wurde aus einer Zeugenaussage zitiert. Demnach habe Björn L. gesagt, er habe dem Mann ins Gesicht geschlagen, ihn dann um die Hüfte gepackt, hochgehoben und mit dem Kopf zuerst auf den Boden geschleudert. Mehr nicht.
Nein, sagte Tsokos jetzt, „die Verletzungen können nicht durch eine Art Wurf zustande gekommen sein. Es muss mehrere, massive Schläge gegen den Kopf gegeben haben.“ Wahrscheinlich seien nur die Fäuste dazu benutzt worden, Hinweise auf Fußtritte habe es nicht gegeben.
Diese Aussage könnte wichtig für die Bewertung der Tat sein. Die Staatsanwaltschaft klagt Björn L., einen vielfach einschlägig vorbestraften Gewalttäter, wegen Mordes an, der Tötungsvorsatz ist dabei Bedingung, ebenso eine besonders verwerfliche Vorgehensweise.
Doch der Fall Kamecki ist nicht nur wegen der Brutalität sehr speziell, sondern auch, weil es so lange dauerte, bis er vor Gericht kam.
Bald nach der Tat im August 2000 war der Verdacht auf den damals 18-jährigen Björn L. gefallen. Sein genetischer Fingerabdruck, der bei einer Inhaftierung wegen eines anderen Delikts anderthalb Monate später genommen worden war, fand sich auf einem Kuvert, das bei der Leiche lag. Nach Worten von Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, hätten diese Spuren damals jedoch nicht für eine Anklage ausgereicht. „Sie wären durch eine Legende erklärbar gewesen“, sagt Steltner. Weitere Spuren wurden zunächst nicht gefunden.
Spuren in die Irre
Es dauerte zwei Jahre, bis die Polizei mit Fahndungsbildern nach Verdächtigen suchte, genannt „Mischka“ und „Vitali“. Ob die Männer jemals gefunden wurden, blieb unklar. Zu Björn L. führte jedenfalls offenbar keine konkretere Spur. Der Fall tauchte bald nicht mehr in den veröffentlichten Listen mit ungeklärten Mordfällen auf. „Das Verfahren war eingestellt“, so Steltner.
Bis Jahre später eine damit zuvor nicht befasste Staatsanwältin einen neuen Anlauf nahm. Sie fand DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers, die mit denen am Briefumschlag identisch waren. Warum diese Spuren nicht schon früher zum Angeklagten führten, blieb offen. Möglicherweise liegt es daran, dass die Analysemethoden sich seitdem stark verbessert haben, so Steltner.