IEDERÖSTERREICH Soldat in Wiener Neustadt totgebissen: Diensthunde in Quarantäne Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln, auch Heer hat eine Untersuchung gestartet: "Keine Auffälligkeiten" bei Überprüfung eines Hundes im Oktober
15. November 2019, 12:35 170 Postings
Wiener Neustadt / Wien – Polizei und Staatsanwaltschaft untersuchten am Freitag weiter die Umstände der tödlichen Hundeattacke auf einen Soldaten des Jagdkommandos in der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt. Aufbauend auf den Ergebnissen der polizeilichen Ermittlungen "werden wir alle Maßnahmen setzen, um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden", sagte Dietmar Rust, Pressesprecher des Verteidigungsministeriums.
Die beiden Tiere befinden sich in Quarantäne und werden von Hundeführern betreut – "das entspricht den gültigen Richtlinien bei Hundebissen", sagte Rust. Militärhunde werden einmal jährlich durch Mitarbeiter der Hundestaffel, einen Veterinärmediziner und einen für militärische Sicherheit zuständigen Offizier überprüft. Einer der beiden Belgischen Schäferhunde, ein fertig ausgebildeter Zugriffshund, sei erst im Oktober kontrolliert worden, sagte Rust: "Hier hat es keine Auffälligkeiten gegeben." Der zweite sei erst sechs Monate alt. Die Hunde waren sogenannte Zugriffshunde, deren Aufgabe es ist, "den Angreifer unschädlich zu machen", wie ein Bundesheersprecher sagte.
Heer untersucht Todesfall
Neben Staatsanwaltschaft und Polizei arbeitet eine vom Bundesheer eingesetzte Untersuchungskommission den Unfallhergang auf. Die Kommission wurde unter anderem mit einem Veterinärmediziner, einem Arzt und einem Juristen besetzt und soll "alles eruieren, was mit dem Vorfall in Zusammenhang stehen könnte", sagte Rust. Darunter falle etwa auch alles, was die Hunde oder die Ausbildung betreffe. Die Kommission stütze sich bei ihrer Arbeit auf die Erkenntnisse der Polizei, mit der man eng zusammenarbeite und die man bei der Aufklärung des Todesfalls unterstütze.
Der 31-jährige Unteroffizier und Hundetrainer galt als sehr erfahren, besonnen und überlegt handelnd. Seine Leiche wurde am Donnerstag kurz vor zwei Uhr gefunden. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion zur Klärung der Todesursache angeordnet. Außerdem wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der grob fahrlässigen Tötung gegen unbekannt eingeleitet. (APA, 15.11.2019)
Die Untersuchungen nach der tödlichen Hundeattacke beim Jagdkommando des Bundesheeres in Wiener Neustadt laufen.
von Patrick Wammerl
Sie gelten als Elitesoldaten, die Speerspitze des Österreichischen Bundesheeres. Kameradschaft steht beim Jagdkommando an oberster Stelle. Dementsprechend groß sind Entsetzen und Betroffenheit nach der tödlichen Hundeattacke in der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt.
Wie berichtet, ist der 31-jährige Hundeführer Dominik R. in der Nacht auf Donnerstag von zwei Malinois (Belgische Schäferhunde) angefallen und zu Tode gebissen worden. In einem Fall handelt es sich um einen ausgebildeten Militärdiensthund, das andere Tier war ein erst sechs Monate alter Welpe. Ob der Junghund ebenfalls an dem tödlichen Angriff beteiligt war, wird von erfahrenen Züchtern und Hundekennern eher bezweifelt.
Obduktion Frühestens am Montag soll die Obduktion des getöteten Soldaten durch den erfahrenen Gerichtsmediziner Wolfgang Denk stattfinden. Die Ermittler erwarten sich nähere Aufschlüsse über den Hergang der Tragödie.
CHRONIK | NIEDERÖSTERREICH
NÖ: Jagdkommando-Soldat in Kaserne von zwei Hunden getötet Die beiden Tiere befinden sich seit Donnerstag in Quarantäne und werden von Hundeführern betreut. „Das entspricht den gültigen Richtlinien bei Hundebissen“, sagte Rust. Militärhunde werden einmal jährlich durch Mitarbeiter der Hundestaffel, einen Veterinärmediziner und einen für militärische Sicherheit zuständigen Offizier überprüft.
Diese Kontrolle des älteren der beiden Malinois hat erst vor drei Wochen stattgefunden und keinerlei Auffälligkeiten ergeben, erklärt das oberste Fachorgan des Veterinärwesens beim Bundesheer, Oberst Michael Kreiner im Gespräch mit dem KURIER. Kreiner ist auch Präsident des Kynologenverbandes, dem größten Dachverband im österreichischen Hundewesen. Der blutige Zwischenfall ist auch für den Experten noch völlig schleierhaft.
1.800 Rottweiler gezüchtet Seit 1963 gibt es beim Österreichischen Bundesheer bereits Diensthunde. Aber einen vergleichbaren Fall habe es laut Kreiner zuvor noch nie gegeben. Das Militärhundezentrum des Heeres im burgenländischen Kaisersteinbruch gilt als die größte Rottweilerzucht der Welt. Seit den 1960er-Jahren wurden dort 1.800 Rottweiler zur Welt gebracht. „Die Malinois werden hingegen von anderen Züchtungen über eine Ankaufskommission für das Heer zugekauft, so wie es auch die Polizei macht“, erklärt Kreiner.
Dabei werden die Hunde in einem Auswahlverfahren bereits ganz genau getestet und selektiert. Auch auf das ausgeglichene Wesen des Hundes werde dabei „großer Wert“ gelegt.
Beim Jagdkommando in der Flugfeldkaserne hat noch Donnerstagnachmittag ein Appell aller Kameraden stattgefunden. Ausgebildete Peer-Teams kümmerten sich um die psychologische Betreuung jener Soldaten, die das Angebot in Anspruch nahmen. Auch der Oberbefehlshaber des Österreichischen Bundesheeres, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Verteidigungsminister Thomas Starlinger zeigten sich betroffen.
„Mein tiefes Mitgefühl gehört der Familie und den Angehörigen des getöteten Oberwachtmeisters sowie den Kameradinnen und Kameraden des Österreichischen Bundesheeres“, postete Van der Bellen in sozialen Medien. „Den Angehörigen des Verstorbenen möchte ich mein aufrichtiges Beileid und tiefes Mitgefühl ausdrücken“, so Starlinger.
17.11.2019 06:00 | BUNDESLÄNDER > NIEDERÖSTERREICH TRAUER UM SOLDAT
Todesbisse in Kaserne: Gutachter widerspricht Heer
Tag vier nach dem Drama in der Flugfeldkaserne im niederösterreichischen Wiener Neustadt: Dominik R. (31) starb, der Elitesoldat soll von Zugriffshunden in deren Zwinger getötet worden sein. Beim Heer spricht man von einer „unerklärlichen Tragödie“ - für Gerichtsgutachter Michael Schönbauer eine „völlig falsche und absurde“ Aussage.
Der gerichtlich beeidete Veterinärmedizin-Experte spricht klare Worte: „Hier gibt es kein Rätsel. Diese Hunde sind trainiert, um zu töten!“ Einzig und alleine das „Herrl“ habe als „Alphatier“ Einfluss auf das für den Einsatz in Extremsituationen ausgebildete Tier.
Obduktion folgt
Dominik R. war an diesem Tag im Zwinger nicht das Oberhaupt. Wie berichtet, ließ er seinen eigenen Hund im Auto, um die Belgischen Schäfer zu füttern. Stunden später erst wurde er entdeckt. Tot. Dienstag wird sein Leichnam obduziert.
„Der Soldat hätte nicht zu den Zugriffshunden gehen dürfen. Er hatte keine Alphabeziehung zu ihnen. Die Tiere können nichts dafür – sie sind trainiert, selbstständig zu stellen."
Hofrat Dr. Michael Schönbauer, gerichtlich beeideter Sachverständiger für Veterinärmedizin am Landesgericht Innsbruck
„Warum sollte man sie töten?“
Die Zugriffshunde bleiben in Quarantäne, ob sie eingeschläfert werden, ist unklar. Schönbauer: „Warum sollte man sie töten? Sie können nichts dafür.“
Was am Ende sicher bleibt, ist die unendliche Trauer um einen besonnenen, engagierten und sympathischen Top-Soldaten, der das Leben noch vor sich hatte.