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Lugano: Psychisch Kranker erzählt seiner Mutter, er sei vor über 20 Jahren in der Schule sexuell belästigt worden - Hauswart fristlos entlassen
Hauswart Sergio V. (53) fristlos entlassen, weil psychisch kranker Ex-Schüler ihn als Pädophilen beschuldigte
«Für mich brach eine Welt zusammen!»
Ein psychisch Kranker (28) erzählt seiner Mutter, er sei vor über 20 Jahren in der Schule sexuell belästigt worden. Der Verdacht fällt auf den Hausmeister. Er wird nach 25 Dienstjahren rausgeworfen. Doch Sergio V.* (53) beteuert seine Unschuld.
Lara* will Gerechtigkeit. Ihr Mann Sergio habe auf blossem Verdacht hin seinen Job verloren. Daran gehe er nun seelisch zugrunde, so die Tessinerin.
Seit dem 9. April 2018 ist für Sergio V.* (53) nichts mehr, wie es war. An jenem Montagmorgen um 11 Uhr wird er ins Direktionszimmer bestellt. Dort stehen der Direktor Don Claudio und der Anwalt des Istituto Elvetico in Lugano TI. Ihre Mienen sind versteinert.
Der Schulwart solle auf der Stelle die Schlüssel abgeben und seine Sachen packen. Er sei mit sofortiger Wirkung entlassen. «Eine Stunde liessen sie mir Zeit», so der Tessiner. Er erinnert sich: «Ich fragte noch, warum. Doch sie hielten mir nur ein knappes Schreiben hin.» Darin steht: Sergio V. habe «etwas» während seiner Arbeitszeit gemacht. Was, erfährt er erst acht Monate später – über seinen Anwalt.
Angeblicher Übergriff Ende der 90er-Jahre
Ende der 90er-Jahre soll es auf dem Schulgelände zu einem sexuellen Übergriff auf einen Buben (7) gekommen sein. Der Hinweis kommt vom angeblichen Opfer – über 20 Jahre später. Der Mann (heute 28) ist psychisch krank. Er erzählt im Frühjahr 2018 seiner Mutter, ein Schulabwart habe ihn damals unsittlich angefasst. Einen Namen nennt der junge Mann nicht. Die Mutter informiert dennoch die Privatschule.
Da es am Istituto Elvetico nur einen Schulabwart gibt, steht für den Direktor sofort fest: Sergio V. ist der gefährliche Pädophile. Untragbar für seine katholische Schule. Einen Beweis hat er nicht. «In den 25 Jahren, die ich für diese Schule gearbeitet habe, gab es nie Beschwerden. Nie!», beteuert Sergio V. und ergänzt: «Für mich brach eine Welt zusammen!»
Mutter bittet Schule, ihn wieder anzustellen
Dennoch wehrt sich Sergio V.: «Ich habe verlangt, dass sie mich anzeigen.» Denn: «Sie wären doch verpflichtet gewesen, die Sache vor Gericht zu bringen, da es sich ja angeblich um Kindesmissbrauch handelte, oder? Dann wäre meine Unschuld bewiesen worden.» Doch weder das vermeintliche Opfer noch die Schule denken daran. Sie wollen keinen Skandal.
Bei einem Treffen mit Sergio V. gibt sogar die Mutter des psychisch Kranken zu, von dessen Aussage nicht restlos überzeugt zu sein. Ihr Sohn habe nicht klar gesprochen, so die Frau zum Ex-Abwart. Reuevoll bittet sie sogar die Schule, Sergio V. wieder einzustellen. Vergeblich. «Die Zweifel sind zu gross», so der Anwalt des Istituto Elvetico, Claudio Sulser, zu BLICK. Eine Weiterbeschäftigung könne sich die Schule so nicht leisten.
Der Abwart rutscht in eine tiefe Depression
Sergio V. leidet und rutscht in eine Depression. Er isst kaum noch, kann nicht mehr schlafen: «Ich habe in kürzester Zeit über zehn Kilo abgenommen.» Seine Ehefrau Lara* (50) schluckt leer: «Mein Mann war immer ein fröhlicher, offener Mensch. Er erlosch wie eine Kerze. Ich will meinen Mann zurück. So, wie er mal war.» Leise sagt sie: «Und wir wollen endlich Gerechtigkeit.»