Letzter Akt im Fall Edith Trittenbass - verschwundenes Thurgauer Mädchen soll als verschollen erklärt werden Edith Trittenbass gilt seit 1986 als vermisst. Nun wurde ein Verschollenerklärungsgesuch beim Frauenfeld Bezirksgericht eingereicht. Ines Biedenkapp 29.6.2018, 06:00 Uhr
Am 3. Mai 1986 machte sich Edith Trittenbass am Morgen von ihrem Elternhaus in Gass-Wetzikon auf den Weg zur Schule nach Wolfikon. Doch dort ist das blonde Mädchen nie angekommen. Trotz einer grossangelegten Suchaktion ist bis heute ungeklärt, was mit ihr geschehen ist.
Diese Woche publizierte das Bezirksgericht Frauenfeld einen Verschollenerklärungsgesuch betreffend das Verschwinden des jungen Mädchens. Damit wird jedermann, der sachdienliche Angaben zum Verbleiben der Verschwundenen machen kann, aufgefordert, diese dem Bezirksgericht Frauenfeld zu melden. Gehen innerhalb eines Jahres keine weiteren Hinweise oder Angaben ein, gilt das kleine Mädchen als verschollen. Damit können aus dem Tod abgeleitete Rechte geltend gemacht werden.
Verfahren wirkt sich nicht auf die Polizeiarbeit aus «Mit einem Verschollengesuch stellt man eigentlich eine gesetzliche Hypothese auf», erklärt der Frauenfelder Bezirksgerichtspräsident Rudolf Fuchs. «Wird eine Person tatsächlich als verschollen erklärt, ist sie beispielsweise nicht mehr erbberechtigt.»
Ein Verschollenerklärungsgesuch ist dazu da, dass Personen die Rechte, die sich aus dem Tod einer Person ergeben, geltend machen können. «Man kann es so erklären: Stirbt beispielsweise ein Grossvater der Familie, würde zum Beispiel sein Sohn erben. Wäre dieser jedoch verschollen und nicht für verschollen erklärt, könnten eventuelle weitere Nachfahren, wie dessen Kinder, nicht erben», erklärt Rudolf Fuchs. Ein solches Gesuch kann von jeder Person, die ein rechtliches Interesse in der Angelegenheit hat, beim Bezirksgericht eingereicht werden.
«Ehrlich gesagt ist es in meiner Laufbahn das erste derartige Verfahren, das ich ausstellen musste», sagt der Frauenfelder Bezirksgerichtspräsident.
Auf die Arbeit der Polizei wirkt sich das Verschollenerklärungsgesuch jedoch nicht aus. «Für die Kantonspolizei Thurgau ist ein Fall nie abgeschlossen, solange er nicht geklärt ist», teilt Mediensprecher Matthias Graf von der Kantonspolizei Thurgau mit. «Auch ein Verschollenerklärungsgesuch hat für uns keine Auswirkungen.»
Es werden immer noch eingehende Hinweise zum Fall Edith Trittenbass verfolgt und überprüft. So ging letztmals ein Hinweis zu Beginn des Jahres 2017 ein: «Dieser Hinweis ergab jedoch keine weiteren Erkenntnisse», sagt Matthias Graf.
21 Kinder und Jugendliche in der Schweiz entführt Die 80er-Jahre waren eine Zeit, in der Kinder einfach verschwanden. Zuletzt wurde Edith Trittenbass von einer Nachbarin gesehen, die aus dem Fenster sah. Bei der Suche wurden dann über 100 Polizisten aufgeboten. Es wurde alles durchkämmt, selbst ein Hubschrauber kreiste über dem Dorf. Auch eine Belohnung von 15 000 Franken wurde ausgesetzt und ein Beitrag in der TV Sendung «Aktenzeichen XY ungelöst» gesendet. Doch die Suche blieb ergebnislos.
Während der Ermittlungen fiel auch der Name des Sexualstraftäters Werner Ferrari. Er hatte 1971 einen zehnjährigen Jungen erwürgt, kam 1979 wieder frei. Zum Zeitpunkt des Verschwindens von Edith Trittenbass kann er ein vages Alibi angeben, obwohl er und sein Zeuge sich nicht ganz sicher sind, ob sie sich am 3. oder 4. Mai getroffen haben. Dennoch begeht Ferrari, der eine Persönlichkeitsstörung aufweist, vier weitere Morde und wird 1995 vom Bezirksgericht Baden wegen Mordes zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt.
Vermisste Kinder 21 Kinder und Jugendliche wurden in den 80ern in der Schweiz entführt oder getötet. Elf der Verbrechen blieben ungeklärt, sieben Kinder wurden bis heute nicht gefunden. Im Kanton St. Gallen verschwindet am 22. September 1981 der 14-jährige Peter Perjesy nach seinem Tischtennistraining im Wattwiler Risischulhaus. Drei Jahre später am 12. Mai 1984 verschwindet der siebenjährige Peter Roth aus Nassen. Er machte sich am Mittag von der Schule auf den Heimweg zu seinem Elternhaus im Weiler Aachmüli in der Gemeinde Mogelsberg. Zuletzt wurde er beim Lebensmittelgeschäft Winteler gesehen. (ibi)
KANTON ST.: Bei Verdacht sofort handeln Gallen Trotz grossangelegter Suche bleibt eine Altstätterin seit vergangener Woche unauffindbar. Zurzeit gelten in der Ostschweiz 25 Personen als vermisst. Von privaten Suchaktionen rät die Polizei ab.