Mord in Pivitsheide: LZ.de berichtet am Mittwoch live aus dem Gerichtssaal Janet König am 11.01.2018 um 14:00 Uhr
Detmold. Die Bluttat in Pivitsheide, bei der ein 38-Jähriger seine Lebensgefährtin vor den Augen ihrer gemeinsamen Tochter erstochen haben soll, erschütterte im August 2017 ganz Deutschland. Am Mittwoch, 17. Januar, beginnt der Mordprozess gegen den 38-jährigen Angeklagten vor dem Detmolder Landgericht. Die Verhandlung startet um 9 Uhr. Alle Hintergründe zum Prozess sowie einen Liveticker finden Sie bei uns auf LZ.de.
Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte seiner Lebensgefährtin, die sich von ihm habe trennen wollen, am Abend des 9. Augusts 2017 im gemeinsamen Haus in Pivitsheide massiv ins Gesicht geschlagen und ihr dabei die Nase gebrochen haben. Danach soll er sie mit 14 Messerstichen im Halsbereich massiv verletzt haben. Dabei sei eine Halsschlagader und eine Drosselvene beschädigt worden. Das Opfer sei binnen kurzer Zeit verblutet, heißt es weiter.
Hintergrund der Tat soll gewesen sein, dass der Angeklagte die Trennung nicht einsehen wollte. Weiter heißt es in der Pressemitteilung des Landgerichts, der Mann habe nicht akzeptiert, dass die Geschädigte eine Beziehung mit einem anderen Mann eingehen könnte.
Nach der Tat habe der Angeklagte versucht, sich selbst zu töten. Dabei fügte er sich beträchtliche Schnittverletzungen zu. Er wurde am nächsten Morgen aufgefunden und bei einer Operation gerettet, heißt es weiter. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Im Gerichtssaal werden zahlreiche Nebenkläger erwartet. Darunter die Schwester, das Detmolder Jugendamt, das die Vormundschaft für die mittlerweile vierjährige Tochter der Getöteten inne hat, sowie der Bruder und die Mutter des Opfers. Letztere lebt in Leipzig.
Folgende weitere Termine sind für den Prozess angesetzt:
Mittwoch, 17. Januar Donnerstag, 25. Januar Montag, 29. Januar Dienstag, 30. Janaur Die Verhandlungen finden jeweils um 9 Uhr in der 1. Großen Strafkammer des Detmolder Schwurgerichts statt.
Bluttat in Pivitsheide: Haftbefehl wegen "Mordes aus Eifersucht" Erol Kamisli am 12.08.2017 um 10:10 Uhr Still ist es auf der Eggestraße, wo sonst viele Fahrzeuge fahren. Still und nasskalt. Vor der Einfahrt der rot verklinkerten Doppelhaushälfte steht ein weißer Polizei-Sprinter. Gleich daneben haben Freunde und Nachbarn Rosen und Kerzen als Zeichen ihrer Trauer um die 30-Jährige abgelegt, die am Mittwochabend mutmaßlich von ihrem Lebensgefährten (38) ermordet worden ist. Die gemeinsame Tochter des Paares blieb unverletzt und ist jetzt in der Obhut des Jugendamtes.
Inzwischen hat die Detmolder Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen Mordes gegen den Mechaniker erlassen. „Die Ermittlungen am Tatort, die Befragungen von Zeugen und die Obduktion des Leichnams haben den Tatverdacht erhärtet", sagt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. Der Mann habe seine Lebensgefährtin „heftig geschlagen" und anschließend mehrfach mit einem Messer auf sie eingestochen.„Es ist Mord aus Eifersucht. Aufgrund der schweren Verletzungen ist das Opfer am Tatort verblutet."
Die Verletzungen des Mannes hätten sich als „nicht schwerwiegend" herausgestellt. „Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, doch dies ist schnell verheilt", sagt Vetter. In einer ersten Vernehmung durch die Polizei habe sich der Vorbestrafte nicht zur Tat geäußert.
„Es ist eine Tragödie. Ich kann es immer noch nicht fassen", sagt Nachbarin Monika Lux, die die Familie seit drei Jahren kennt. „Wir waren schon sehr eng miteinander. Wir haben gemeinsam gegrillt, und meine Enkelkinder haben mit der Dreijährigen gespielt. Wir haben uns gut verstanden", sagt die Rentnerin.
Sie habe nie einen Streit oder auch nur ein lautes Wort aus dem Nachbarhaus gehört. „Sie waren unauffällig, haben sich liebevoll um ihre Tochter gekümmert und sind täglich zur Arbeit gefahren", erzählt die 69-Jährige mit gebrochener Stimmen. Sie verschränkt die Arme, dann blickt sie zu Boden. „Ja", sagt sie, „die junge Frau." Weiter kommt sie nicht. Ein Kopfschütteln. Ein langer Atemzug. Eine Handbewegung, die ins Leere geht. Nach ein paar Augenblicken findet sie Worte. Vor ein paar Wochen habe ihr die Getötete erzählt, dass sie sich von dem 38-Jährigen trennen wolle. „Einen Grund hat sie nicht genannt", sagt Lux.
Am Donnerstagvormittag habe eine Freundin des Opfers bei der Rentnerin „Sturm geklingelt". Anschließend sei sie mit der Frau zum Nachbarhaus gegangen. „Die Schlüssel steckten von außen. Ich erinnere mit nur noch an das viele Blut und die Kinderstimme." Sie habe die Dreijährige, die die Nacht über ebenfalls im Haus war, gepackt und sie mitgenommen. „Meine Gedanken und mein Herz sind bei der Kleinen", sagt die Nachbarin und wischt die Tränen aus dem Gesicht. „Man zerstört doch nicht aus Eifersucht eine ganze Familie", fügt sie hinzu.
Doch dies sei das einzige Tatmotiv, so Vetter. Er habe einen Haftbefehl wegen Mordes beantragt. Der 38-Jährige habe die Frau getötet, weil sie sich trennen und nicht mehr zu ihm gehören wollte. „Was die Richter am Landgericht später entscheiden, steht auf einem anderen Blatt", so Vetter.
Kein Sorgerecht für die Tochter Trotz des Haftbefehls laufen die Ermittlungen der zwölfköpfigen Mordkommission „Pivit" weiter. „Die Beamten vernehmen nun weitere Zeugen", sagt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. Mit einer Verhandlung vor dem Detmolder Landgericht rechne er Ende dieses Jahres oder spätestens Anfang 2018. Bei einer Verurteilung wegen Mordes drohe dem 38-Jährigen eine lebenslange Haft.
Über das Sorgerecht für das dreijährige Kind entscheide das Amtsgericht. Der 38-Jährige sei zwar Vater des Kindes, habe aber kein Sorgerecht. „Das lag allein bei der Mutter", sagt Vetter. Er sei sich sicher, dass das Gericht dem Vater dieses nicht zuspreche. Dafür kämen Angehörige des Mädchens in Frage.
Rückblick Am Donnerstag hatten Ermittler in einem Haus die Leiche einer 30-Jährigen entdeckt, dort fanden sie ebenfalls den schwer verletzten Lebensgefährten sowie die gemeinsame dreijährige Tochter – die unverletzt blieb. Inzwischen ist das Mädchen bei Angehörigen des Paares untergebracht. „Neben der Leiche fanden die Beamten auch ein großes Messer", sagte der Detmolder Oberstaatsanwalt Ralf Vetter.
Mordprozess vor dem Detmolder Landgericht gegen den Industriemechaniker Daniel W. beginnt Dreijährige erlebt Mord mit
Von Christian Althoff Detmold (WB). Kein Zuschauerplatz war mehr frei, als um 9 Uhr vor dem Detmolder Landgericht der Mordprozess gegen den Industriemechaniker Daniel W. (38) begann. Er soll im August in Detmold seine Lebensgefährtin Lorett K. (30) verprügelt und dann mit 14 Messerstichen und Schnitten in den Hals getötet haben.
Oberstaatsanwalt Christopher Imig: »Das Unfassbare an diesem Fall ist, dass die gemeinsame dreijährige Tochter bei der Tat im Haus war und wohl auch etwas mitbekommen hat. Jedenfalls hat das Kind, das jetzt in einer Einrichtung lebt, Verwandten gegenüber über die Tat gesprochen.«
Die Anklage geht davon aus, dass Lorett K. einen neuen Mann kennengelernt hatte und Daniel W. eifersüchtig war. Zum Prozessauftakt sagte der Angeklagte, er habe eine schwere Kindheit gehabt. »Ich bin in Bayern in einem Gefängnis zur Welt gekommen, in dem meine Mutter eine Strafe verbüßte.« Dann sei er mit seiner Mutter nach Bielefeld gezogen, wo er aufgewachsen sei.
Das Kind der Ermordeten, ihre Schwester, ihr Bruder und ihre Mutter sind Nebenkläger und lassen sich vor Gericht von Anwälten vertreten. Das Urteil wird möglicherweise Ende Januar gesprochen. Verteidiger Christian Thüner aus Herford las eine Erklärung des Angeklagten vor. Darin heißt es: »Ich würde mein Leben geben, um alles rückgängig zu machen. Ich muss immer daran denken, dass ich meiner Tochter die Mutter und den Vater genommen habe.«
Prozess zum Mord in Pivitsheide verschoben - Angeklagter will reden
Erol Kamisli am 26.01.2018 um 17:30 Uhr
Detmold. Der Pivitsheider-Mordprozess wird am kommenden Montag nicht wie angekündigt um 9 Uhr, sondern erst um 12 Uhr am Detmolder Landgericht fortgesetzt. Grund - die Rechtsänwalte, Deborah Weinert und Christian Thüner, des 38-jährigen Angeklagten hätten um die Verlegung gebeten, da sie ein Gespräch mit ihrem Mandanten führen wollten, sagt Oberstaatsanwalt Christopher Imig.
„Das stimmt, denn unser Mandant wird sich Montag persönlich zur Tat äußern", erklärte Verteidiger Thüner auf LZ-Nachfrage. Der 38-Jährige habe bisher geschwiegen, da der Verteidigung einige verfahrensrelevante Unterlagen - darunter ein Blutspurengutachten - vor dem Prozessstart nicht zur Verfügung gestanden hätten.
Am ersten Prozesstag hatte Rechtsanwalt Thüner eine Erklärung im Namen seines Mandanten verlesen, in der der angeklagte Industriemechaniker den Mord an seiner Lebensgefährtin im August vergangenen Jahres gesteht - zu Einzelheiten schwieg er.
Die Rechtsmediziner zählten 14 Messerstiche im Hals der Getöteten – zudem geschah der Mord vor den Augen der damals dreijährigen Tochter des Paares. Der 38-Jährige werde jetzt sein Schweigen brechen, um einige Sachen, die in der Öffentlichkeit falsch dargestellt würden, endlich mal richtig zu stellen, sagt Rechtsanwalt Thüner. „Doch trotz der Aussage meines Mandanten gibt es noch viele offene Fragen in diesem Fall. Dass das Landgericht am Dienstag ein Urteil fällt, halte ich derzeit für sehr unwahrscheinlich. Wir werden weitere Prozesstermine brauchen", sagt Thüner. Aus Sicht der Verteidigung seien einige wichtige Zeugen noch gar nicht vernommen worden.
Mord in Pivitsheide: Das war der vierte Prozesstag
Janet König am 30.01.2018 um 07:30 Uhr
Detmold. Er soll seine Lebensgefährtin vor den Augen der gemeinsamen, kleinen Tochter erstochen haben. Anschließend wollte er sich selbst töten. Er überlebte. Die grausame Bluttat in Pivitsheide erschütterte im August 2017 ganz Deutschland.
Der 38-jährige Angeklagte steht wegen Mordes vor dem Detmolder Landgericht. Am dritten Prozesstag hatte er sein Schweigen gebrochen und unter Tränen ausgesagt. Am heutigen Dienstag geht der Prozess in die vorletzte Runde. Unte anderem soll der psychologische Gutachter gehört werden.
Mord in Pivitsheide: Lebenslange Haftstrafe Janet König 12.02.2018 | Stand 12.02.2018, 12:36 Uhr Detmold. Er soll seine Lebensgefährtin mit 14 Messerstichen vor den Augen der gemeinsamen, kleinen Tochter erstochen haben. Die Bluttat in Pivitheide erschütterte im August ganz Deutschland. Seit Mitte Januar muss sich ein 38-Jährige wegen Mordes vor dem Detmolder Landgericht verantworten. Jetzt fiel das Urteil: lebenslange Haft.
Der Mann selbst gestand unter Tränen, die 30-jährige Mutter erstochen zu haben. An Einzelheiten der Tat erinnerte er sich nicht. Das Gericht sieht niedere Beweggründe als Tatmotiv. Die Kollegen der Lippischen Landeszeitung berichten live aus dem Gerichtssaal.
?Mutter vor Augen der Tochter erstochen ?Lebenslange Haft für 38-Jährigen ?Verteidiger will Revision einlegen
Nach einem tödlichen Messerangriff auf seine Lebensgefährtin muss ein 38-Jähriger lebenslang in Haft. Das Landgericht Detmold verurteilte ihn am Montag (12.02.2018) wegen Mordes. Die dreijährige Tochter des Paares hatte im August 2017 mitangesehen, wie ihre Mutter starb.
Nach Überzeugung des Gerichts hatte der Familienvater aus Eifersucht zugestochen. Die 30-Jährige habe sich von ihm trennen und ihn aus dem Haus werfen wollen (Az.: Ks 12/17).
Angeklagter beruft sich auf einen Aussetzer
Das Gericht glaubte den Aussagen des Angeklagten nicht. Er hatte sich in der Verhandlung auf einen Aussetzer berufen. Er sei betrunken gewesen, als es am Tatabend zu einem Streit mit der Frau gekommen sei. Sie habe ihn mit einem Messer bedroht. Er sei erst wieder zu sich gekommen, als er auf der Toten gekniet habe.
Sein Verteidiger hatte wegen Totschlags auf zehn Jahre Haft plädiert. Er kündigte nach dem Urteil an, in Revision zu gehen. Der Detmolder hatte seine Partnerin mit 14 Messerstichen in den Hals getötet. Die Tochter des Paares musste nach Erkenntnis des Gerichts die Tat mit ansehen und wird vermutlich Zeit ihres Lebens traumatisiert sein.