Bistum Münster informiert über pädophilen Priester
Für manche war er der gute Seelsorger, andere machte er zu sexuellen Opfern. Ein Jahre zurückliegender Missbrauchsskandal schockiert die Katholiken in Nordrhein-Westfalen. Auch weil der spätere Bischof von Münster dabei eine verhängnisvolle Rolle spielte.
Die katholische Kirche „Zur Heiligen Familie“ in Rhede. Hierhin wurde in den 70er Jahren ein verurteiler pädophiler Priester versetzt. Damit wurde weiterer sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen ermöglicht.
Münster/Rhede (dpa) – Die beiden Hauptpersonen sind nicht da. Beide sind längst tot. Es geht um Münsters 2013 gestorbenen Bischof Reinhard Lettmann. Und es geht um einen pädophilen Priester, den Lettmann 1971, damals noch als Generalvikar, in die Kirchengemeinde im westfälischen Rhede versetzte – trotz früherer Verfehlungen. Dort missbrauchte der Geistliche erneut Kinder und Jugendliche. Auch im Ferienlager, wie Zeugen jetzt dem Bistum berichteten. Und das, obwohl die Bistumsleitung, zu der auch Lettmann gehörte, von der Vorgeschichte des Mannes wissen musste.
Als der jetzige stellvertretende Generalvikar des Bistums, Jochen Reidegeld, am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung bei den Opfern im Namen des heutigen Bischofs um Vergebung bittet, ist ihm die Scham und Betroffenheit anzusehen. Reidegeld kämpft mit den Tränen. Von Versagen ist die Rede. Seine katholische Kirche müsse jetzt endlich die Strukturen zerschlagen, die das jahrzehntelange Vertuschen erst möglich gemacht haben. Reidegeld redet von Männerbünden und fordert, dass jetzt möglichst schnell Frauen Ämter übernehmen müssten. «Und da will ich nicht mehr hören, dass die Kirche dafür noch Generationen braucht», sagt er.
Bistumsleitung deckt pädophilen Priester Dass der pädophile Priester nicht nur im westlichen Münsterland Opfer fand, wird beim Blick auf seine Versetzungsliste klar. Er musste alle paar Jahre seinen Einsatzort wechseln. Einmal wurde er an eine Schule versetzt. «Es gab Entscheidungen, vor denen man aus heutiger Sicht einfach fassungslos steht. Wie konnte man einen Priester, der sich des Missbrauchs schuldig gemacht hat, an eine Schule versetzen? Wie konnte man ihn erneut in eine Pfarrei einsetzen?», fragt Reidegeld.
Er spricht von strukturellem Versagen der Kirche. Als Gemeindemitglieder sich in der Versammlung melden und sich geschockt zeigen, weil Verbrechen von der obersten Bistumsleitung gedeckt und vertuscht wurden, stockt Reidegeld. Er könne sich den Wortmeldungen nur anschließen, sagt er leise. Der spätere Bischof Lettmann hatte den Priester – damals noch im Amt des Generalvikars – versetzt. Dafür hat das Bistum jetzt einen schriftlichen Beleg gefunden.
«Wichtige Arbeit als Seelsorger» Dass es aber auch eine Spaltung der betroffenen Gemeinden gab und gibt, machten Wortmeldungen hinter vorgehaltener Hand vor Beginn der Versammlung deutlich. «Alles hochgepuscht, solche Fälle gibt es doch in jedem Sportverein», sagt ein älterer Mann in Reihe 1. Die Bistumsleitung berichtete, dass der vorbestrafte Priester für andere Teile der Gemeinde wichtige Arbeit als Seelsorger geleistet habe.
Offiziell haben sich allein aus der Gemeinde Rhede mehrere Opfer beim Bistum gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte hier und in weiteren Gemeinden weitaus höher sein. Die katholische Kirche hatte im September eine Studie zu sexuellem Missbrauch vorgestellt (e110 berichtete). Demnach sollen zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 Minderjährige missbraucht haben. Im Bistum Münster fanden sich bei 138 Klerikern Hinweise auf Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger.
Staatsanwaltschaft prüft Das Bistum Münster kündigte an, mit Hilfe von Dritten die Vorwürfe aufzuarbeiten. Man stehe dabei erst am Anfang. Erschwerend komme hinzu, dass die Personalakten unvollständig seien. Es fehlen Versetzungsurkunden. Daher müssen jetzt noch zusätzliche Dokumente wie Sitzungsprotokolle oder Briefwechsel ausgewertet werden. Denn: In vielen Fällen sei unklar, wer was zu verantworten hatte. Die Staatsanwaltschaft Münster prüft derzeit, ob Ermittlungen aufgenommen werden. Dazu gab es erste Gespräche mit dem Bistum.
Die erste Reihe im Saal wird im Laufe des Abends immer wortkarger. Mehrere Betroffene aus den hinteren Reihen melden sich zu Wort. Andere zeigen sich geschockt von den geschilderten Verbrechen: «Er ging bei uns ein und aus, er hat uns sogar getraut», sagt eine Frau betroffen. Sie hatte nur die gute Seite des Priesters kennengelernt.
Missbrauchsfälle im Bistum Münster: Pädophiler Priester immer wieder versetzt
28.11.18 14:25
[Update 14.24] Münster - Ein vorbestrafter pädophiler Priester ist vom Bistum Münster nicht suspendiert, sondern immer wieder versetzt worden. So sind weitere Missbrauchsfälle möglich geworden, wie das Bistum mitteilte.
Obwohl das Landgericht Bochum den 1964 zum Priester geweihten Mann 1968 wegen Unzucht mit einem abhängigen Kind verurteilt hatte, versetzte die Kirchenleitung den Pädophilen immer wieder und nahm ihn nicht aus dem Dienst.
1971 versetzte der 2013 verstorbene Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, den inzwischen ebenfalls verstorbenen Priester unter Auflagen nach Rhede. Zahl der Opfer ist unbekannt
Kindern und Jugendlichen durfte er sich nicht nähern. Daran hielt er sich nicht. Schnell soll er bei der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde neue Opfer sexuell missbraucht haben. Die Missbrauchsfälle in Rhede seien bislang juristisch nicht aufgearbeitet worden, daher gebe es keine gesicherte Opferzahl.
"Die Beweislage aber ist erdrückend", sagte Hermann Kahler, ehemaliges Mitglied der Missbrauchskommission des Bistums bei der Versammlung.
Zu den Stationen nach seiner Priesterweihe zählten Aldekerk, Waltrop, Bösensell, Dinslaken-Lohberg, Bockum-Hövel, Rhede, Marl und ab 1974 Berufsschulen in Marl und Recklinghausen, an denen er als Religionslehrer engagiert war. 1983 zu einer Geldstrafe verurteilt
Im September 1983 musste der Mann laut Bistumsangaben eine Geldstrafe wegen sexueller Handlungen mit Jungen über 12 500 D-Mark zahlen. 1981 wurde er Pfarrer in Recklinghausen, zwei Jahre später verzichtete er auf diesen Posten und arbeitete bis zu seinem Ruhestand 1995 in Krankenhäusern und in einem Kloster.
"Verantwortliche in der Bistumsleitung haben damals auf schwere und für die Betroffenen schlimme Weise versagt", sagte der stellvertretende Generalvikar des Bistums Münster, Jochen Reidegeld während einer Informationsveranstaltung des Bistums in Rhede.
Seine katholische Kirche müsse jetzt endlich die Strukturen zerschlagen, die das jahrzehntelange Vertuschen erst möglich gemacht haben. Reidegeld redete von Männerbünden und forderte, dass jetzt möglichst schnell Frauen Ämter übernehmen müssten. "Und da will ich nicht mehr hören, dass die Kirche dafür noch Generationen braucht", sagte der Vertreter des Bistums. Es müsse jetzt geschehen. "Widerwärtiges Verbrechen"
Reidegeld bat zudem die Opfer des sexuellen Missbrauchs im Namen von Bischof Felix Genn um Vergebung. Genn bezeichnete den sexuellen Missbrauch durch den Priester in Rhede und anderen Orten in einer Stellungnahme "als widerwärtiges Verbrechen".
Der Missbrauch sei nur möglich gewesen durch ein System des Vertuschens und des Nichthinsehens. Nicht auf das Leid der Opfer wurde geschaut, sondern nur darauf, das Wohl der Institution nicht zu beschädigen, ließ Genn mitteilen.
Die katholische Kirche hatte im September eine Studie zu sexuellem Missbrauch vorgestellt. Demnach sollen zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 katholische Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht haben. Im Bistum Münster fanden sich bei 138 Klerikern Hinweise auf Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger.
Die Staatsanwaltschaft Münster prüft derzeit in Zusammenarbeit mit dem Bistum Hinweise, ob Verfahren eingeleitet werden können. Die Frage, ob die Fälle nicht längst verjährt sind für eine strafrechtliche Verfolgung, ist nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt nicht pauschal zu beantworten. "Da müssen wir uns jeden Fall einzeln anschauen." - dpa
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Schock für das katholische Münsterland 6000 Kindesmissbrauchs-Fälle im Bistum Münster 4,5 Prozent der Priester des Bistums Münster übergriffig
13.06.2022 - 20:39 Uhr
Das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs ist einer unabhängigen Studie für den Zeitraum 1945 bis 2020 zufolge deutlich größer als bisher bekannt. Aus den Akten des Bistums ergebe sich eine Zahl von 610 Missbrauchsopfern, teilten die Wissenschaftler der Uni Münster mit. Das ist mehr als ein Drittel mehr als in der 2018 präsentierten Studie der Deutschen Bischofskonferenz.
Zitat 610 Opfer sind demnach nur das Hellfeld, das sich aus den Akten ergebe. Aus vergleichbaren Fällen sei von einem Dunkelfeld auszugehen, das acht- bis zehnmal so groß ist. Es gebe also „etwa 5000 bis 6000 betroffene Mädchen und Jungen“ im Bistum Münster.Erschreckend: 4,5 Prozent der Priester seien gegenüber Minderjährigen übergriffig gewesen – das ist jeder 22. Priester.
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Die Zahl von 4,5 % ist die Zahl der bekanntgewordenen Fälle. Wie hoch ist der tatsächliche Anteil ? Wie viele ergreifen dieses Berufsfeld, um an ihre "Beute" leichter heranzukommen ? Wenn die Server überlastet sind, wo man online diesen Verein verlassen kann, spricht das doch Bände ! Mehr als jeder 25. KASAK* ist ein Intensivtäter der übelsten Art. Wie harmlos dagegen die Fälle, wo gestrauchelte Kirchendiener mit dem Opferstock und / oder Messdienern abhauen ! Wenn aber diese Berufsgruppe die Arbeitskleidung ablegt, um mit einer erfolgreich geschwängerten Frau zusammenzuleben, verliert er sämtliche Rentenansprüche und sogar die Erlaubnis, als Reli Lehrer zu arbeiten. Mehr Heuchelei geht doch nicht. *= kath. Sündenabwehr-Kanone (Soldatensprache für kath. Mil.Pfarrer)