Angeklagter soll "Augen wie eine wilde Katze" gehabt haben Gewalt im Kasseler Schmuddelhaus: Somalier auch wegen Sex-Tat verurteilt
14.11.18 10:00 Das Schmuddelhaus am Holländischen Platz ist in Kassel berüchtigt. Nun wurde ein Somalier verurteilt, weil er dort den Hausmeister attackiert hatte. Es war nicht die erste Tat des 25-Jährigen.
Aktualisiert um 10 Uhr - Was der 80-jährige Zeuge dem 25-jährigen Angeklagten, der aus Somalia stammt und in einer Unterkunft im Landkreis lebt, beim Hinausgehen aus dem Gerichtssaal auf Italienisch sagte, hat keiner der Anwesenden am Dienstag verstanden. Alle waren sich nur einig, dass es nichts Nettes war.
Der Somalier wurde vor dem Amtsgericht jedenfalls verurteilt, weil er dem 80-Jährigen, der vor drei Jahren noch als Hausmeister im sogenannten Schmuddelhaus am Holländischen Platz (Wolfhager Straße 2), in dem Dealer, andere Kriminelle und Prostituierte verkehren, mehrfach mit einer leeren Bierflasche auf den Kopf gehauen haben soll. Bis diese zerbrach. Dafür verurteilte ihn das Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung zu zehn Monaten Haft.
Hinzu kam eine Verurteilung wegen versuchter sexueller Nötigung in einem minder schweren Fall und einer exhibitionistischen Handlung, die der Somalier in einer Straßenbahn im Oktober 2015 begangen hatte. Dafür gab es ein Jahr Haft. Beide Strafen fasste das Gericht zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr und drei Monaten zusammen, die zur Bewährung ausgesetzt worden ist. Zudem muss er 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Eine Bewährung sei möglich, so Richter Pree, weil beide Taten drei Jahre zurückliegen und der Mann seitdem nicht mehr straffällig geworden ist. Allerdings sah das Gericht keinen Anlass zu einer Strafmilderung, weil der Asylbewerber, der 2010 seine Heimat verlassen hat und seit 2013 in Deutschland lebt, in beiden Fällen stark alkoholisiert gewesen ist.
Aggressiver Angeklagter wegen Alkohol
Der Mann hatte eingeräumt, vor den Taten jeweils acht Flaschen Bier und eine halbe bis eine ganze Flasche Wodka getrunken zu haben. Und gleichzeitig mitgeteilt, dass er immer aggressiv werde, wenn er zu viel trinke. Der Angeklagte habe somit gewusst, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle habe, wenn er betrunken ist, sagte der Richter. Deshalb könne sich der Alkoholkonsum auch nicht strafmildernd auswirken.
Auch am Morgen des 10.?Oktober 2015 war der Flüchtling, der Frau und Sohn in Somalia zurückgelassen hat, stark alkoholisiert und hatte auch noch illegale Drogen intus. Er saß gegen 5 Uhr in einer Straßenbahn der Linie 3, in die eine damals 17-Jährige am Kirchweg eingestiegen war. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann zunächst vor der jungen Frau seine Hose geöffnet und sein Glied „manipuliert“ habe. Anschließend habe er sich neben sie gesetzt und sie „regelrecht eingeengt“.
Mit Gewalt hatte er das Opfer anschließend daran gehindert, die Sitzbank zu verlassen, indem er sich ihm in den Weg stellte. Das bewies auch ein Video aus der Tram, das gezeigt wurde. Die 17-Jährige musste über die Vorderbank steigen, um dem Mann zu entkommen. Der folgte ihr auch noch, als sie die Straßenbahn verlassen hatte. Zum Glück habe dort eine Arbeitskollegin auf sie im Auto gewartet, sagte die mittlerweile 20-Jährige im Zeugenstand. Sie wisse nicht, was sonst noch passiert wäre. Kassel Drogenszene: Mann wegen Drogengeschäfts unterwegs
Während der Somalier diese Tat einräumte, bestritt er, den Hausmeister in dem Schmuddelhaus am 29.?Dezember 2015 angegriffen und am Kopf verletzt zu haben. Er ließ über seinen Verteidiger erklären, dass er damals Geld vom Sozialamt bekommen habe und sich „etwas gönnen wollte“. Nachdem er Bier und Wodka getrunken habe, sei er hinter die Hauptpost gegangen und habe einer Prostituierten 30 Euro gegeben. Daraufhin seien beide in das Apartmenthaus gegangen, um Geschlechtsverkehr zu haben.
Plötzlich sei ein alter Mann aufgetaucht, habe ihn mit Pfefferspray attackiert und mit einer Stange geschlagen. Es könne sein, dass er mit seiner Bierflasche „reflexartig“ zurückgeschlagen habe. Der Hausmeister hatte hingegen erklärt, dass der Somalier, der offenbar wegen eines Drogengeschäfts in dem Haus unterwegs war und „Augen wie eine wilde Katze“ gehabt habe, ihn angegriffen habe. Er habe sich mit einem Schaber zur Entfernung von Kaugummi gewehrt, aber vergeblich.
Das Gericht schenkte der Geschichte des Hausmeisters Glauben. Gegen das Urteil können Rechtsmittel, Revision und Berufung, eingelegt werden.
Schmuddelhaus Kassel? Die Entwicklung im Wohnkomplex
Bei dem Haus, das der Kasseler bis heute unter „Schmuddelhaus“ kennt, handelt es sich um einen Wohnkomplex am Holländischen Platz mit 203 Wohneinheiten. Er besteht aus zwei Häusern in der Holländischen Straße 17 und der Wolfhager Straße 2. Etwa 150 Eigentümern gehören die Wohnungen, die meisten sind vermietet. In den vergangenen zwei Jahren geriet der Komplex immer wieder in die Negativschlagzeilen: wegen Kakerlaken in den Wohnungen, Müll im Innenhof und Drogen- und Alkoholkonsums im Treppenhaus. So entwickelte sich der Komplex:
2016 berichteten wir von erschreckenden Zuständen im Haus: Der Grünstreifen vor dem Haus war übersät mit Flaschen und anderen Abfällen, im Hausflur roch es nach Urin, die Polizei hatte immer wieder Einsätze und durch Wohnungen krabbelten Kakerlaken. 2017 versuchten Eigentümer, die Situation im Haus zu verbessern. Kammerjäger beseitigten die Kakerlaken. Ein Sicherheitsdienst wurde eingesetzt, außerdem wollte die Eigentümergemeinschaft einen Vermieter, der sechs Wohnungen immer wieder an notorische Problem-Bewohner vermietete, zumVerkauf seiner Wohnungen zwingen. Mittlerweile gibt es monatliche Nachkontrollen von Schädlingsbekämpfern, das berichteten wir Anfang 2018. Auch die Polizei hat ihre Aktivitäten in diesem Bereich verstärkt. Die Situation hat sich gebessert, allerdings hat sich in den sechs Problem-Wohnungen noch nichts getan: Drei wurden zwar verkauft, aber lediglich an einen Strohmann, der schon früher bei Zahlungen in Erscheinung trat. Im Mai 2018 berichteten wir von dem Besitzer eines Ladens im Wohnkomplex, der vor dem Ruin stand: Hamed Anvari litt unter einem Wasserschaden, hervorgerufen durch einen randalierenden Mieter über ihm, der in einer der Problemwohnungen lebte.
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