Entführung in Berlin-Marzahn verhindert "Er wollte mich in seinen Wagen zerren"
Prozessauftakt vor Gericht: Ein 47-Jähriger soll einer 15-Jährigen eine Waffe an den Kopf gehalten, sie damit geschlagen haben. Der Angeklagte besitzt massenhaft Kinderpornografie VON KERSTIN GEHRKE
Sie war nur noch fünf Minuten von ihrem Wohnhaus entfernt. „Ich bin gleich da“, kündigte sie sich bei ihrer Mutter an. Plötzlich aber sprang ein Mann aus seinem Auto. „Er wollte mich in seinen Wagen zerren“, sagte die damals 15-Jährige nun vor Gericht. Er habe ihr eine Waffe an den Kopf gehalten, sie damit geschlagen. „Ich habe geschrien wie noch nie, ich hatte Todesangst.“ Couragiert hatten zwei Passanten eingegriffen. Sie retteten das Mädchen und sorgten für eine schnelle Festnahme des mutmaßlichen Täters. Die Anklage geht davon aus, dass Ronald L. , 47, sexuelle Motive hatte.
Langjähriger Mitarbeiter der Bahn sagt nichts
Der langjährige Mitarbeiter der S-Bahn legte die Stirn in Falten, als der Prozess begann. Was er zu dem unheimlichen Entführungsversuch in Marzahn sagen wird, ist noch offen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde sich der Angeklagte äußern, erklärten die beiden Verteidiger. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wollte er das Mädchen in seine Laube in Bad Freienwalde verschleppen und sie in dem vorbereiteten Versteck über eine Woche lang einsperren. Er habe an ihr seine sexuellen Fantasien ausleben wollen.
Das Mädchen wird die Nacht zum 1. Juni nie vergessen. Sie kam von einer Freundin. Sie mied den Weg durch einen Park. An der Mehrower Allee aber soll sich Ronald L. in seinem Fahrzeug postiert haben. Er habe auf ein „geeignetes Opfer“ gewartet, so die Anklage. In seinem Wagen entdeckten Polizisten später mehrere Schusswaffen, eine Machete, ein Nachtsichtgerät und eine Perücke.
Zeugen merkten sich das Kennzeichen
Kurz nach Mitternacht kam die damals 15-Jährige an dem Wagen vorbei. Er habe sie unvermittelt attackiert. Sie wehrte sich. „Mit dem Oberkörper hatte er mich halb im Auto, drückte mein Gesicht auf die Sitzbank“, schilderte sie nun. Der Fremde habe dabei „irgendwie unbeholfen“ gewirkt. Dann seien die Retter gekommen. „Da stieß er mich weg und sprang in seinen Wagen.“ Die Zeugen aber merkten sich das Kennzeichen.
Massenhaft Kinderpornografie
Kurz darauf klickten für den Mann aus Friedrichshain die Handschellen. In seiner Wohnung wurde massenhaft Kinderpornografie entdeckt. Als Polizisten in der Laube des unscheinbar wirkenden Mannes waren, stockte ihnen der Atem. Bett und Wände im Schlafzimmer waren mit Seidenstoff verhüllt. Es lagen Haken, Ketten, Spannbänder bereit – als sollte dort ein Mensch fixiert werden. Der Raum habe gewirkt, als sei er für Sado-Maso-Sex vorbereitet worden, hieß es. Und In der Küche lagen frische Lebensmittel. Damals soll L., ein Hundeliebhaber ohne Vorstrafen, erklärt haben, er nehme Medikamente und sei nicht bei klarem Verstand gewesen.
Versuchte Entführung einer 15-Jährigen - Angeklagter will aussagen
Berlin (dpa) Durch couragiertes Eingreifen haben zwei Männer die Entführung eines 15-jährigen Mädchens in Berlin-Marzahn verhindert. Neun Monate nach dem Angriff steht der mutmaßliche Täter vor dem Landgericht. Der 47-Jährige kündigte zu Prozessbeginn am Mittwoch eine Aussage zu einem späteren Zeitpunkt an. Die Anklage geht davon aus, dass er die Jugendliche aus sexuellen Motiven in sein Auto zerren, in seine Laube verschleppen und missbrauchen wollte. "Ich hatte Todesangst", sagte die inzwischen 16-Jährige vor Gericht.
Der 47-jährige Lokführer habe in der Nacht zum 1. Juni 2015 sein Auto am Straßenrand geparkt und "auf ein geeignetes Opfer" gewartet, heißt es in der Anklage. Als die ihm unbekannte 15-Jährige an seinem Wagen vorbeiging, habe er sie von hinten umklammert, ihr eine Gaspistole an die Stirn gehalten, sie geschlagen und zu seinem Fahrzeug gezogen - "um sie zu seiner Laube zu bringen und für einen Zeitraum von über einer Woche einzusperren". In dem vorbereiteten Versteck habe er an dem Opfer seine sexuellen Fantasien ausleben wollen.
Das Mädchen sagte vor Gericht, sie habe "so laut wie noch nie geschrien". Sie sei von einer Freundin gekommen und nur noch wenige Minuten von ihrem Wohnhaus entfernt gewesen, als ein Fremder sie packte. Er habe sie mit einer Waffe bedroht und geschlagen. "Er zerrte mich in den Wagen, drückte mein Gesicht auf den Sitz." Als Passanten wegen ihrer Hilferufe kamen, sei der Mann geflohen. Einem der Passanten sei es gelungen, von dem Fahrzeug ein Foto zu machen. Kurz darauf wurde der Verdächtige aus dem Stadtteil Friedrichshain festgenommen.
In der Wohnung des Angeklagten, der zuletzt bei der Berliner S-Bahn arbeitete, sowie in seiner Laube in Bad Freienwalde in Brandenburg seien Tausende kinderpornografische Bilddateien sowie weitere illegale Waffen entdeckt worden. Ein Raum in der Laube habe gewirkt, als wäre er für sado-masochistische Sex-Spiele vorbereitet worden. Der Prozess um versuchte Entführung, Körperverletzung, Besitz von Kinderpornografie sowie illegaler Waffen geht am 11. März weiter.
Mann will Mädchen ins Auto zerren und vergewaltigen - Haft Der Mann sprang aus einem Auto mit abgedunkelten Scheiben und griff nach dem Mädchen. Nun fiel das Urteil.
Von dpa 05.05.2017, 17:32
Berlin. Ein 48-Jähriger ist im Prozess um versuchte Entführung eines 15 Jahre alten Mädchens in Berlin-Marzahn zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Aus sexuellen Motiven habe der Angeklagte die Schülerin in sein Auto zerren und in eine Gartenlaube verschleppen wollen, begründeten das Landgericht am Freitag. Zeugen hätten glücklicherweise Schlimmeres verhindert. Der Angeklagte wurde der versuchten Geiselnahme, der Körperverletzung, des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und des Besitzes von Kinderpornografie schuldig gesprochen.
„Der Angeklagte wollte sich eines Mädchens bemächtigen und es tagelang missbrauchen“, sagte der Vorsitzende Richter. Er habe die zierliche Schülerin in der Nacht zum 1. Juni 2015 auf ihrem Heimweg attackiert. Plan sei gewesen, „sie durch Fesselung und Sedierung widerstandsunfähig zu machen“. Die damals 15-Jährige habe sich nach Kräften gewehrt und geschrien. „Sie hatte Todesangst.“
Der 48-jährige Lokführer hatte nach Überzeugung des Gerichts sein Auto am Straßenrand geparkt und „auf ein geeignetes Opfer“ gewartet. Als die ihm unbekannte 15-Jährige an seinem Wagen vorbeiging, habe er sie von hinten umklammert, ihr eine Gaspistole an die Stirn gehalten, sie geschlagen und zu seinem Fahrzeug gezogen. In dem vorbereiteten Versteck habe er an dem Opfer seine sexuellen Fantasien ausleben wollen. „Es wollte sexuelle Handlungen in allen nur denkbaren Varianten erzwingen“, sagte der Richter.
Der Angeklagte wurde von zwei Passanten aufgefordert, von dem Mädchen abzulassen. „Daraufhin flüchtete er“, hieß es weiter im Urteil. Einem der Zeugen sei es gelungen, von dem Fahrzeug ein Foto zu machen. Kurz darauf habe die Polizei eine Sofortfahndung eingeleitet und den Mann aus dem Stadtteil Friedrichshain festgenommen.
In der Wohnung des Angeklagten sowie in seiner Laube in Bad Freienwalde in Brandenburg seien Tausende kinderpornografische Bilddateien sowie illegale Waffen entdeckt worden. Ein Raum in der Laube habe gewirkt, als wäre er für sado-masochistische Sex-Spiele vorbereitet worden.
Der Angeklagte hatte die Vorwürfe im Kern bestritten und unter anderem erklärt, er habe das Mädchen mit seiner damaligen Freundin verwechselt. Die Staatsanwaltschaft plädierte in dem seit März 2016 laufenden Prozess auf sechs Jahre und drei Monate Haft. Die Verteidiger forderten eine Bewährungsstrafe.