16.10.01 Raubmord an der Alster - Mann erstochen Spaziergänger fand Leiche im Gebüsch. Bisher keine Hinweis auf den Täter. Kripo sucht Zeugen Von André Zand-Vakili
Ein Raubmord an der Alster beschäftigt die Hamburger Mordkommission. Spaziergänger hatten am Sonntag die Leiche eines Mannes in einem Gebüsch zwischen Außen- und Binnenalster gefunden. Der 31-Jährige war erstochen worden. Offenbar hatte der Täter den Mann umgebracht, um dessen Geld an sich zu bringen. Am Tatort fand die Spurensicherung die Brieftasche des Opfers. Geld Scheck- und Kreditkarten fehlten. Bislang ist noch nicht ganz klar, ob der 31-Jährige am Auffindeort getötet wurde oder ob der Mann von seinem Mörder dorthin geschleppt und ausgeplündert wurde.
Am frühen Nachmittag hatte ein Passant den leblosen Körper des Opfers Martin Marek das erste Mal gesehen. Der 31-Jährige lag neben einem Trampelpfad in einem Gebüsch in einer Grünanlage, die sich gegenüber der Kunsthalle in Richtung Lombardsbrücke befindet. Der kleine Weg wird viel benutzt. Viele Leute, die von einem Spaziergang an der Alster noch einen Abstecher zur Kunsthalle machen wollen, nehmen ihn als Abkürzung. Aber auch Süchtige nutzen die Büsche, um sich hier Heroin zu spritzen oder Crack zu rauchen. Auf dem Boden neben dem Trampelpfad sind Fixerutensilien verstreut. Das war offenbar auch dem Spaziergänger bekannt. Deswegen ging er auch erst einmal weiter. "Der Zeuge dachte, dass der Mann dort schliefe", sagt ein Kripomann. Erst als der Spaziergänger später wieder an der Stelle vorbei kam und der Mann immer noch in gleicher Stellung in dem Gebüsch lag, rief er die Polizei. Die eintreffenden Beamten stellten fest, dass der 31-Jährige getötet worden war.
Die Grünanlage wurde abgesperrt, die Mordkommission alarmiert. Bis in den späten Abend sicherten Ermittler Spuren. Untersuchungen in der Gerichtsmedizin ergaben, dass Martin Marek mehrere Messerstiche in Kopf und Hals erlitten hatte.
Einen Hinweis auf den Täter gibt es bislang nicht. Das aus Stralsund stammende Opfer war erst vor kurzem nach Hamburg gekommen. Seit über einem Jahr lebte der Mann allein in einer kleinen Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses an der Mohlenhofstraße, ganz in der Nähe des Tatortes. Anwohner beschreiben den 31-Jährigen, der in einem Call-Center arbeitete, als unauffälligen, netten Nachbarn. "Er war immer nett und höflich, war sehr zurückhaltend und wirkte fast ein bisschen schüchtern", beschreibt ihn eine Anwohnerin. Engeren Kontakt hätte der 31-Jährige aber kaum zu den Nachbarn gehabt.
"Wir versuchen jetzt erst einmal, das Umfeld des Opfers aufzuhellen", sagt Hauptkommissarin Christiane Leven. "Martin Marek war das letzte mal am Sonnabend gegen 17.25 Uhr lebend gesehen worden." Todeszeitpunkt ist aber erst Sonntag. Was Martin Marek in der Gegend Ferdinandtor gemacht hat, ist noch unklar. Möglicherweise hat er einen ganz normalen Spaziergang unternommen. Sicher ist, dass er nicht arbeiten gewesen war.
"Wir suchen jetzt Menschen, die den Mann in der Zeit von Sonnabendabend bis zum Sonntag gesehen haben", sagt Christiane Leven. Martin Marek trug zum Zeitpunkt seines Todes weiße Jeans, schwarze Wildlederschuhe mit beigefarbenen Schnürsenkeln, ein offen getragenes, graukariertes Hemd und ein schwarzes T-Shirt. "Außerdem bitten wir Bekannte des 31-Jährigen, die uns Angaben zu seinen Gewohnheiten und seinen Lebensumständen geben können, sich zu melden." Darüber sucht die Mordkommission Passanten, die am Sonntag in der Gegend auffällige Beobachtungen gemacht haben.
Hinweise nimmt die Mordkommission unter Telefon 42 86-567 89 entgegen.