Wegen Panne beim Übersetzen Sie saß ein Jahr unschuldig in Haft
Mönchengladbach – Sie kann lachen. Dass sie das noch kann, ist ein kleines Wunder. Wir sehen Imane K. (22) aus Mönchengladbach. Sie kam am Mittwoch aus der Untersuchungshaft frei. In der saß sie seit 26. Januar letzten Jahres, also fast ein Jahr – unschuldig!
Grund: eine furchtbare Übersetzungspanne von Polizeiermittlern, die Telefonate auf Arabisch falsch interpretiert hatten.
Angeklagt war die junge Marokkanerin, die in Mönchengladbach geheiratet hatte, weil man sie der „Anstiftung zur Anstiftung zum Mord“ verdächtigte. Einfacher gesagt: Sie soll über einen Freund einen Killer für ihren Mann gesucht haben.
Als Beweis dafür dienten Telefonate, die bei Jamal F. (54) in Dresden abgehört wurden. F. war ein väterlicher Freund von Imane K.. Seine Leitung wurde abgehört, weil er verdächtigt wurde, einer Tunesierin bei der Ermordung ihres Gatten geholfen zu haben. Er wurde schon freigesprochen.
Imane hatte sich bei ihm ausgeweint, weil ihr Mann sie vergewaltigt habe. Sie sagte, sie wolle „weg von dem Tier“. Sie weinte: „Ich halte das nicht mehr aus.“ Sie flehte: „Du musst mir helfen. Lass uns das planen.“ Im dritten Telefonat dann sprachen die beiden über „Kasino“ und „viel Geld“. Die Ermittler waren sicher: K. wollte einen Killer anheuern. Sie kam in Haft, wurde angeklagt.
Und am Mittwoch von Richter Lothar Beckers freigesprochen. Denn im Prozess hatte sich herausgestellt, dass die beiden beim letzten Telefonat über den Kinohit „Hangover“ sprachen – dort geht’s in der Tat um Kasinos und viel Geld.
Die Staatsanwaltschaft blieb bei dem Vorwurf, sie habe einen Mörder gesucht. Richter Beckers schmetterte das ab: Das Gespräch, das zunächst nur als Zusammenfassung vorlag, habe „ein schiefes Bild“ ergeben.
Wenn es überhaupt einen Mordplan gegeben habe, sei der in Anfängen stecken geblieben. Ein Gutachter hatte der Angeklagten dazu attestiert, hysterisch zu reagieren. Das erkläre ihr Aussagen, ihr Mann sei ein Tier – die, ist aber nicht strafbar.
Imane K. wird nun rund 7000 Euro Haftentschädigung bekommen. Sie steht vor dem Nichts. Sie hat keine Wohnung, keine Arbeit – und ihr Mann ist auch weg. Trotzdem bemüht sie sich um Optimismus: „Alles ist besser, als unschuldig im Gefängnis zu sitzen.“