Auch heute – am 27. November 2012 – jährt sich ein Verbrechen, welches scheinbar leider schon fast in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Bemüht man die Suchmaschinen, so erhält man neben dem XY-Filmfall kaum einen Zeitungsartikel oder sonstigen Eintrag, der an den tragischen Tod der 22jährigen Erika Handschuh aus Sandhausen bei Heidelberg erinnert.
Die junge Frau, die in Heidelberg in einem Schuhgeschäft als Verkäuferin arbeitete, lebte im Jahr 1980 seit einiger Zeit wieder bei ihren Eltern. 1-2 Jahre zuvor hatte Erika Handschuh eine “etwas unruhige Entwicklungsphase durch[gemacht], in der sie zeitweise auch das Elternhaus verlassen und im Ruhrgebiet gelebt hatte” – so heißt es im XY-Filmfall aus der Sendung vom 24. April 1981. Am 27. November 1980 verließ Erika Handschuh gegen 19.30 Uhr das Haus, um ihren Freund zu besuchen, der ca. 3km entfernt wohnte. In der Regel verwendete sie hierfür das Fahrrad, bei schlechtem Wetter, wie auch an jenem Tag, trampte sie. Ihr Vater erinnerte sich später in der Vernehmung, dass er Erika noch gewarnt habe. Bei ihrem Freund kam sie an diesem Abend nicht an. Als Täter kam er nicht in Frage, er hatte ein wasserdichtes Alibi.
Sonntag nachmittags wurde in Bad Kreuznach – ca. 150km von Sandhausen entfernt – ein totes Mädchen gefunden. Die Hände waren auf dem Rücken gefesselt und sie war erstochen und erdrosselt worden. An der Schneedecke konnte aber festgestellt werden, dass die Tote an dieser Stelle schon drei Tage liegen musste, sie war also kurz nach ihrem Verschwinden bereits dort abgelegt worden. Obwohl der Mantel und die Papiere des Mädchens fehlten, konnte die Tote recht schnell als Erika Handschuh identifiziert werden. Dass sie kurz vor ihrem Tod anscheinend auch noch vergewaltigt worden war, führt zu einem besonderen Schock in Heidelberg und Umgebung. So war ein eindeutiges Zentrum der Vergewaltigungen und Morden an Anhalterinnen doch genau diese Gegend und es war nicht klar, ob Erika vielleicht sogar das Opfer eines Massenmörders war, der seit dem Spätsommer 1975 in dieser Region junge Tramperinnen umbrachte.