Bräunig hatte auch einen Überfall am 26.06.1969 auf eine Studentin gestanden. Diese wurde in ihrem Zimmer niedergeschlagen und verletzt. (Quelle: Zeitungsartikel im Video bei 1:52)
Am Montag, dem 13. April 1970, erwartete der Schüler Bruno Heidelberger um 7 Uhr vor Schulbeginn am Hauptbahnhof in Mainz seine 17jährige Freundin Dorothea Geimer. Seit er sie kannte, hatte sie noch nie eine Verabredung nicht eingehalten. So fuhr Bruno Heidelberger mittags nach Schulschluß zu dem Bungalow Viktorstift Nr. 10, in dem die Geimers wohnten. Dr. Rudolf Geimer, als Vertreter eines großen Arzneimittelherstellers vornehmlich im Ausland tätig, war ein wohlhabender Mann. Wer seinen Bungalow einen »Luxusbungalow« nennt, übertreibt, doch waren die Geimers ganz ohne Frage wer in Mainz, auch deshalb, weil Frau Dr. Margot Geimer, 49, als eine angesehene und erfolgreiche Kinderärztin in der Stadt praktizierte.
Nachdem Bruno Heidelberger am Mittag des 13. April 1970 mehrmals vergeblich geklingelt hatte, öffnete er schließlich die Haustür mit dem Schlüssel, den ihm Dorothea Geimer überlassen hatte. Er fand das Mädchen in seinem Zimmer tot und benachrichtigte die Polizei. Die entdeckte dann, daß auch Frau Dr. Geimer tot in ihrem Bett lag.
Die beiden Leichen zeigten schreckliche Verletzungen. Der oder die Täter hatten mit einem scharfen Gerät zugeschlagen. Die Spurensicherung fand dennoch kaum Verwertbares. Denn am Morgen dieses 13. April war Frau Zita Ochs im Bungalow am Viktorstift 10 erschienen und hatte saubergemacht. Sie war nur deshalb nicht auf die Leichen gestoßen, weil sie verabredungsgemäß das Zimmer von Frau Dr. Geimer und das Zimmer Dorothea Geimers nicht betreten hatte, doch waren ihrer Tätigkeit zwischen den beiden Zimmern, in denen die toten Frauen lagen, Spuren zum Opfer gefallen.
Die Spurensuche und -sicherung wurde dieses Umstands wegen fraglos mit einer gewissen Hoffnungslosigkeit betrieben, doch dürfte sie auch zusätzlich entwertet haben, daß man nicht nur an einen kapitalen, sondern auch an einen exzentrischen Fall geraten zu sein meinte -- und auf Personen zielte, die den Getöteten nahegestanden hatten.
Endlich mußte man sich dann aber doch der Möglichkeit stellen, daß Täter und Opfer nicht in einer direkten Beziehung gestanden hatten. Bedeutsam war dabei eine Aussage von Dr. Rudolf Geimer, der in der Nacht vom 10. auf den 11. April in seinem Garten einen Mann gesehen hatte, offenbar einen »Spanner«. diesen aber nicht hatte stellen können. Die Kripo begann die ihr bekannten Spannerfälle zu analysieren mit dem Ergebnis, daß sie »in einem Rechteck, das von den Tatorten Frey und Geimer als östliche und westliche Begrenzungen gebildet wird«, gezielt zu überwachen begann.
Hierbei ist bemerkenswert, daß die Kripo bereits den Fall Frey einbezogen hatte: In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1969 war ein Mann in das Zimmer der Tochter des bekannten Mediziners Professor Frey eingedrungen und hatte sie mit einer Taschenlampe niedergeschlagen; bei einem erneuten Eindringen in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1969 hatte der unbekannte Angreifer das Mädchen mit einem Stein zusammengeschlagen und es lebensgefährlich verletzt. Irmgard Frey war wie Dorothea Geimer schlank, groß gewachsen und hatte schulterlanges Haar, Merkmale, die auch auf andere von einem Spanner behelligte junge Mädchen und Frauen in Mainz zwischen 1966 und 1970 zutrafen.
Die Analyse der Polizei hatte Erfolg. Am Abend des 21. Juni 1970 wurde im Garten eines Anwesens, in dem schon früher ein Spanner aufgefallen war, ein junger Mann entdeckt und nach einer Verfolgung, bei der auch Warnschüsse fielen, gestellt und festgenommen: Es handelte sich um Klaus Bräunig. Der gab bereits am 22. Juni zu, in mehreren Fällen gespannt, wie man in Mainz sagt, »gelubbert« zu haben. Am 23. und 24. Juni bekannte er sich zu den Überfällen auf Irmgard Frey, am 26. Juni zum Fall Geimer -- um indessen am 30. Juni seine Aussagen zu widerrufen und dann doch wieder zu bestätigen. Am 29. Juli widerrief er erneut Frey und Geimer und wiederholte seinen Widerruf am 30. Juli vor dem Ermittlungsrichter -- nur um sich am 4. August erneut als Täter zu bekennen und Die Analyse der Polizei hatte Erfolg. Am Abend des 21. Juni 1970 wurde im Garten eines Anwesens, in dem schon früher ein Spanner aufgefallen war, ein junger Mann entdeckt und nach einer Verfolgung, bei der auch Warnschüsse fielen, gestellt und festgenommen: Es handelte sich um Klaus Bräunig. Der gab bereits am 22. Juni zu, in mehreren Fällen gespannt, wie man in Mainz sagt, »gelubbert« zu haben. Am 23. und 24. Juni bekannte er sich zu den Überfällen auf Irmgard Frey, am 26. Juni zum Fall Geimer -- um indessen am 30. Juni seine Aussagen zu widerrufen und dann doch wieder zu bestätigen. Am 29. Juli widerrief er erneut Frey und Geimer und wiederholte seinen Widerruf am 30. Juli vor dem Ermittlungsrichter -- nur um sich am 4. August erneut als Täter zu bekennen und dieses Bekenntnis am 13. August endgültig zu widerrufen.
Der Fall Klaus Bräunig: 52 Jahre lang unschuldig im Knast?
Von Björn Strauss
Mainz - Sitzt Klaus Bräunig seit über 50 Jahren unschuldig im Gefängnis oder hat er zwei Frauen brutal ermordet? SWR-Doku aus der Reihe "Crime Time" rollt den Fall Klaus Bräunig aus dem Jahr 1970 aus Mainz auf. "Crime Time" im SWR: "Der Fall Bräunig - Lebenslänglich - 52 Jahre unschuldig im Knast?" Klaus Bräunig bleibt dabei: "Ich bin kein Mörder!"
ZitatFakt ist: Es gibt keine Beweise, nur umstrittene Geständnisse. Die Doku im SWR rollt den Fall neu auf. Ist das Gerichtsurteil noch haltbar oder sitzt Bräunig etwa zu Unrecht seit über einem halben Jahrhundert hinter Gittern?
TV-Tipp: Das Urteil ist von Anfang an umstritten und es gibt hohe Hürden für ein Wiederaufnahmeverfahren - das alles gibt's in drei Folgen ab Dienstag, 28. Juni 2022, in der ARD-Mediathek!
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