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USA: Als 15 jähriger verhaftet | Joe Ligon (83) saß 68 Jahre im Gefängnis | nun ist er wieder frei
Joe Ligon saß 68 Jahre im Gefängnis, nun ist er wieder frei Stand: 12:25 Uhr
1953 wurde der Teenager Joe Ligon zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Jetzt, 68 Jahre später, wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Der 83-Jährige muss sich nun in einer völlig neuen Welt orientieren.
Als er 1953 in Pennsylvania ins Gefängnis kam, war noch Harry S. Truman Präsident der Vereinigten Staaten – und der Kalte Krieg begann. In Deutschland wurde Konrad Adenauer erneut im Amt des Bundeskanzlers bestätigt, und Elizabeth II. wurde zur Queen gekrönt. Seit dieser Zeit hat sich die Welt rasant weiterentwickelt – nicht jedoch für Joe Ligon.
Denn er saß 68 Jahre in Haft. Als 15-Jähriger wurde er zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt, die er bis vergangene Woche absaß. Nun ist er 83 Jahre alt – und wieder frei.
„Ich bin kein Kind mehr“, sagte Ligon kurz nach seiner Freilassung US-amerikanischen Medien. „Ich bin nicht nur ein erwachsener Mann, ich bin ein alter Mann – und jeden Tag werde ich älter.“
Er gilt in den USA als derjenige, der am längsten für ein in der Jugend begangenes Verbrechen eine Haft absaß.
Joe Ligon war auf einer Farm in Alabama aufgewachsen und hatte schon früh die Schule verlassen; als er ins Gefängnis kam, war er Analphabet. Er war als Jugendlicher auf die schiefe Bahn geraten, zusammen mit vier Kumpanen beging er Raubüberfälle in der US-Metropole Philadelphia. Sechs Menschen wurden dabei verletzt, zwei Personen starben.
Ligon bekannte sich zwar schuldig, einen davon erstochen zu haben, sein Anwalt teilte dem Nachrichtensender CNN jedoch mit, dass er später beteuert habe, niemanden getötet zu haben. „Das Kind, das 1953 die Verbrechen beging, gibt es nicht mehr. Er hat dafür bezahlt, was er der Gesellschaft angetan hat. Jetzt ist es angebracht, dass er die letzten Jahre seines Lebens in Freiheit verbringen darf“, zitieren US-Medien Ligons Anwalt Bradley Bridge, der jahrelang um seine Freilassung gekämpft hatte.
Denn Ligon hätte schon viel früher entlassen werden können, allerdings unter für ihn nicht akzeptablen Bedingungen.
In den 70er-Jahren war Ligon und seinen Komplizen Straferlass unter Bewährungsauflagen angeboten worden. Zwei Bandenmitglieder akzeptierten, Ligon nicht. „Ich mag es, frei zu sein“, sagte er damals der Zeitung „The Philadelphia Inquirer“. „Mit Bewährung muss man die Bewährungshelfer immer wieder sehen. Sie können die Stadt nicht ohne Erlaubnis der Bewährung verlassen. Das ist ein Teil der Freiheit für mich.“
2017 wurde ihm erneut Straferlass angeboten, Ligon lehnte jedoch erneut ab. Er sagte, eine Freiheit auf Bewährung sei nicht die Freiheit, die er sich wünschte. „Ich bin nur ein störrischer Typ“, sagte Ligon weiter, „ich wurde so geboren.“
Heute ist Joe Ligon ohne Auflagen frei. Und muss sich in der Welt von Smartphones, Corona und Bitcoins zurechtfinden. „Ich sehe mir alle hohen Gebäude an“, sagte er über seine ersten Eindrücke von der Welt außerhalb seiner Zelle, die er bisher nicht kannte. „Das ist alles neu für mich. Das hat es nie gegeben.“
Trotzdem hat sich Ligon bereits Gedanken darüber gemacht, wie er sein neues Leben gestalten will: „Ich freue mich schon darauf, Menschen eine Freude zu machen und ihnen zu helfen. Ich freue mich darauf, Menschen aus anderen Generationen zu treffen und meine Geschichte mit ihnen zu teilen.“ Auf die Frage, wie es sei, endlich ein freier Mann zu sein, antwortete Ligon: „Schön. Einfach wunderschön.“
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*